Die Staats- und Regierungschefs der G8 haben beschlossen, den Staaten des "arabischen Frühlings" in einer langfristig angelegten Partnerschaft zur Seite zu stehen. Wie aus dem Schlussdokument des im französischen Seebad Deauville tagenden G8-Gipfels hervorgeht, sollen Tunesien und Ägypten zur Festigung der Demokratie und zum Aufbau einer konkurrenzfähigen Wirtschaft in den nächsten zweieinhalb Jahren 20 Milliarden Dollar (14 Milliarden Euro) bekommen. Aufzubringen ist das Geld von internationalen Entwicklungsbanken. Ihre Fonds werden zu einem Gutteil von den G8 bestückt, denen die reichsten Staaten der Erde (USA, Kanada, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan) sowie Russland angehören. Nach den Worten des französischen Staatschefs Nicolas Sarkozy soll die offiziell zugesagte Hilfe noch deutlich aufgestockt werden. Gut 40 Milliarden Dollar stellte Sarkozy Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens in Aussicht, die sich ihrer Gewaltherrscher entledigen und demokratische Verhältnisse schaffen wollen.

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel wies darauf hin, dass die EU ihrerseits den wirtschaftlichen Aufbau am Südufer des Mittelmeers unterstützt. 1,3 Milliarden Euro aus EU-Mitteln fließen nach Tunesien und Ägypten. Merkel nannte die in Deauville zugesagten Gelder eine Anschubhilfe, die den Reformländern Zugang zu den Märkten verschaffen solle. Bei der Marktöffnung für Produkte aus diesen Ländern könne Europa mehr tun, räumte die Kanzlerin ein. Neben dem Willen, den erfolgreichen arabischen Revolutionären beizustehen, haben die G8 auch ihre Entschlossenheit bekundet, die noch nicht siegreichen libyschen Rebellen weiter zu unterstützen.

US-Präsident Barack Obama reiste anschließend nach Warschau zu einem Treffen von 20 Staatspräsidenten aus Mittel- und Südosteuropa, an dem auch Bundespräsident Heinz Fischer teilnimmt. AXEL VEIEL, PARIS