Für die Anwälte von IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn hat der Wettlauf mit der Zeit begonnen. Wenn sie ihren Mandanten bald aus dem Gefängnis holen wollen, muss schnell eine gute Verteidigungsstrategie her. Bereits am Freitag ist der nächste Gerichtstermin. "Einvernehmlicher" Sex, "alles erlogen" oder ein "missverstandener Anmachversuch"? Für die Advokaten hat die schwierige Suche nach einer überzeugenden Verteidigungsstrategie begonnen. Wenn sie ihren wegen versuchter Vergewaltigung angeklagten Mandanten beim nächsten Gerichtstermin aus dem Gefängnis holen wollen, muss bis dahin entlastendes Material da sein. Dass der 62-jährige Generaldirektor des Internationalen Währungsfonds derzeit der wohl prominenteste Häftling der Welt ist, macht die Sache nicht einfacher.

Seit der Anhörung am Montag liegen zumindest die ersten Ermittlungsergebnisse auf dem Tisch. Die Staranwälte um den New Yorker Promi-Verteidiger Ben Brafman haben Einsicht in die Akten und können nun daran arbeiten, die Anschuldigungen des "Sofitel"-Zimmermädchens zu widerlegen. "Sie werden wohl einen Privatermittler engagieren, um alles über die Klägerin herauszufinden", erklärte Brafmans Anwaltskollege Evan Barr der Pariser Tageszeitung "Le Figaro". "Wer ist sie? Was könnten ihre Motive sein? Was war in der Vergangenheit?" All dies seien relevante Fragen.

Unbeschriebenes Blatt

Bisher ist kaum etwas über die Frau bekannt, die einen der mächtigsten Männer der Welt von seinem Chefposten beim Internationalen Währungsfonds direkt ins Gefängnis brachte. 32 Jahre alt, größer als 1,80 Meter, Mutter einer Tochter im Teenageralter - viel mehr haben Medien nicht herausgefunden. Die Polizei beschrieb sie als "sehr glaubwürdig".

Bei der Suche nach der Verteidigungsstrategie zeichnete sich am Dienstag eine erste Richtung ab. Nach Angaben eines New Yorker Boulevardblatts hat Strauss-Kahns Verteidigung die These von "einvernehmlichem Sex" ins Spiel gebracht. "Ein solche Verteidigung würde den Angeklagten zwingen, in einem Prozess auszusagen und zu erklären, was sich ereignet hat", gab Strafverteidiger Barr zu bedenken. Ein schnelles Ende der Affäre wäre wohl nur dann möglich, wenn sich Strauss-Kahn zumindest in minder schweren Anklagepunkten für schuldig bekennt. Im Fall der Verurteilung in allen Anklagepunkten droht dem ehemaligen französischen Wirtschafts- und Finanzminister eine Gesamtstrafe von bis zu 74 Jahren.

Dass die Verteidiger mit allen Tricks arbeiten werden, gilt als sicher. Strauss-Kahns Anwalt Brafman vertrat bereits Stars wie Michael Jackson (angeklagt wegen Kindesmissbrauchs) und Rapper Sean "P.Diddy" Combs (Bestechung und Waffenbesitz). 1991 handelte er laut CNN für den gefürchteten Auftragskiller Salvatore "Sammy the Bull" Gravano einen guten Deal aus. Sein Mandant gestand 19 Morde im Namen der Mafia. Im Gegenzug für seine Aussage musste er nur fünf Jahre hinter Gittern verbringen.