Mit einer Bombenwarnung legten irische Terroristen gestern Teile des Londoner Stadtzentrums lahm - am Vorabend des historischen Staatsbesuchs der Queen in Irland. Die Polizei sperrte unter anderem fünf Stunden lang die Mall, die Prachtstraße zum Buckingham Palace, ab. Im Zentrum Londons herrschte Verkehrschaos. Die 85-jährige Queen und der 90-jährige Prinz Philip reisen am Dienstag zum ersten Staatsbesuch eines britischen Monarchen seit 100 Jahren nach Dublin.

100 bewaffnete britische Polizisten begleiten die Queen als Leibwache. Sicherheitsmaßnahmen wurden verschärft, nachdem nordirische Dissidenten, die den Friedensschluss zwischen Republikanern und "Loyalisten" bekämpfen, im Vormonat einen nordirischen Polizisten bei einem Sprengstoffattentat ermordet hatten.

Spannung

Der englische König George V. besuchte 1911 Irland. 1916 begannen mit dem Dubliner Osteraufstand gegen die Briten Jahrzehnte der Spannungen zwischen den Nachbarländern. Die Queen wird Kränze für Opfer der irischen Freiheitsbewegung niederlegen und das Croke-Park-Stadion besuchen, wo 1920 beim ersten irischen "Bloody Sunday" 14 Menschen von britischen Soldaten erschossen wurden.

1921 spaltete sich Irland in die 28 südlichen Provinzen, die dann die Republik bildeten, und die sechs protestantischen Provinzen Ulsters, die britisch blieben. 1972, beim zweiten blutigen Sonntag, wurden in Londonderry wieder 14 unbewaffnete nordirische Bürgerrechtler durch britische Truppen getötet. 1993 lud die Queen die irische Präsidentin Mary Robinson zum Tee in den Buckingham Palace ein. "Ein Durchbruch", hieß es damals und der irische Gast erklärte, ein Gegenbesuch wäre doch eine schöne Sache. Aber als Prinz Charles 1995 Dublin besuchte, protestierten Tausende gegen den Besuch.

Nun wollen die Nachbarn ein neues Kapitel der "Freundschaft und Kooperation" einleiten. Der nordirische Friedensprozess ist so gut wie abgeschlossen, die Eurokrise brachte die Länder zusammen. Großbritannien gewährte den Iren einen bilateralen Kredit von 7 Milliarden Pfund.

Die Queen wird auf dem Flughafen vom stellvertretenden Regierungschef Eamon Gilmore begrüßt. Er werde sich "nicht einmal ein bisschen verneigen", betonte dieser. Briten seien Untertanen, Iren freie Bürger.