Der meistgesuchte Mann der Welt ist nach fast zehnjähriger Jagd tot: US-Seals haben den seit dem 9. September 2001 untergetauchten Terrorpaten Osama bin Laden bei einer rund 40-minütigen Operation in einem stark befestigten Anwesen in Pakistan getötet.

US-Präsident Barack Obama wandte sich mit einer dramatischen Ansprache, die "alle begrüßen müssen, die für Frieden sind", an die Nation. In Washington, New York und anderen Städten brachen spontan Freudenfeiern aus. Menschen skandierten: "USA! USA!"

Obama zufolge habe bin Laden bei der "gezielten Operation" gegen sein verbunkertes Luxusanwesen nördlich von Islamabad Widerstand geleistet und ein blutiges Ende gefunden. Der auch "Phantom des Bösen" genannte Drahtzieher hinter den Terroranschlägen von 9/11 starb durch Kopfschuss ins linke Auge. Auch ein Sohn kam ums Leben, vier weitere Söhne und zwei seiner Frauen wurden verhaftet. Amerikaner wurden dabei keine verletzt.

Der Al-Kaida-Chef sollte laut US-Sender CNN von vornherein getötet werden. Die Festnahme sei nicht das Ziel gewesen, hieß es. Es habe sich um eine "Kill Mission" gehandelt, berichtete der Sender unter Berufung auf offizielle Quellen.

Während westliche Politiker den Einsatz begrüßten, nannte ein Sprecher der Terrororganisation im Jemen bin Ladens Tod "eine Katastrophe". Ein Foto des Toten, der im CIA-Geheimkrieg gegen Afghanistans sowjetische Invasoren einst ein Verbündeter der USA war, wurde noch nicht veröffentlicht. Anstelle bestätigte Washington kurz nach der Todesmeldung, die schon Präsident Bill Clinton während seiner Amtszeit machen wollte, dass bin Laden nach pakistanischer Tradition auf hoher See nach islamischem Ritus beigesetzt worden sei. DNA-Abgleiche hätten seine Identität erwiesen.

Pakistan nicht eingeweiht

Die hollywoodreife Militäroperation war ohne Rücksprache mit Islamabad erfolgt. Pakistan wurde erst nach Abschluss der hochriskanten Mission unterrichtet. Pakistan rühmte den "schweren Schlag gegen internationalen Terrorismus" und beeilte sich zu versichern, man habe Hilfe geleistet. Obama dankte seinem pakistanischen Gegenüber Zardari für die Zusammenarbeit, was aber mehr mit diplomatischem Standardprotokoll zu tun hat, um die angeschlagenen Beziehungen mit dem schwierigen Partner nicht noch mehr zu strapazieren. Pakistan war nicht eingeweiht.

Die Tatsache, dass sich Pakistans offizielle Stellungnahme auf eine kurze Erklärung des Außenministeriums beschränkte, verdeutlichte nach Beobachtern, wie peinlich die Operation für Islamabad sein muss. Amerika wollte den Erfolg der Operation nicht durch die Einweihung von Pakistans Sicherheitsdienst ISI gefährden, der seit Jahren unter Verdacht steht, gemeinsame Sache mit den Terroristen zu machen.

Obama konnte den Triumph für die wichtigste Ankündigung seit Amtsantritt nutzen, um ein Wahlversprechen einzulösen, das seiner Wiederwahl 2012 helfen dürfte: "Wir werden bin Laden töten", sagte er 2008. Und sowohl Clinton als auch George W. Bush beeilten sich, Obama zu gratulieren. Die beiden Ex-Präsidenten hatten bin Laden erfolglos gejagt.