Der libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi hat am Samstag in Briefen an führende Weltpolitiker den Beschluss des UNO-Sicherheitsrats zur Verhängung eines Flugverbots über Libyen für "ungültig" erklärt. "Die Resolution steht im Widerspruch zur UNO-Charta, die jede Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines Mitgliedslandes verbietet", hieß es in dem Schreiben, das der libysche Regierungssprecher Mussa Ibrahim am Samstag vor der Presse in Tripolis verlas. Der Brief war an den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, den britischen Premierminister David Cameron, die beide bei der Resolution federführend waren, und UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon adressiert.

Risiken für Europa

"Libyen gehört nicht euch. Libyen gehört uns", hieß es darin. "Wir können keinen einzigen Schuss auf unser eigenes Volk abfeuern, es ist die Organisation Al-Kaida", die von den Regimetruppen bekämpft werde. Wenn die Westmächte eine Militärintervention gegen Libyen starteten und sich in die Angelegenheiten des Landes einmischten, würden sie dies "bedauern". Sie würden "unkalkulierbare Risiken für das Mittelmeer und Europa in Kauf nehmen", drohte er.

Gaddafi schrieb einen weiteren Brief an US-Präsident Barack Obama, in dem er diesen seinen "Sohn" nannte. "Selbst wenn Libyen und die USA - Gott verbiete es - in den Krieg miteinander treten, wirst Du für immer mein Sohn bleiben", hielt Gaddafi fest. Auch in diesem Schreiben versteifte er sich auf die Behauptung, in Libyen nicht Gegner seiner Diktatur, sondern das ganz Nordafrika umspannende Terrornetz Al-Kaida zu bekämpfen. "Was würdest Du tun, wenn Du sie in bewaffneter Kontrolle über amerikanische Städte vorfändest? Wie würdest Du Dich verhalten, damit ich Deinem Beispiel folgen kann?", schloss der Brief an Obama.