Hosni Mubarak kam immer eine Sonderstellung unter den Führern der arabischen Welt zu. Der 82-Jährige führt das bevölkerungsreichste arabische Land und pflegte bisher gleichzeitig gute Beziehungen zu den USA und Israel. Als Vizepräsident rückte er 1981 automatisch an die Staatsspitze, als Präsident Anwar El Sadat wegen seines Friedensvertrags mit Israel von radikalen Muslimen ermordet wurde. Mubarak gelang es, an dem in der arabischen Welt umstrittenen Friedensvertrag mit Israel festzuhalten und Ägypten dennoch in einer regionalen Führungsrolle zu halten.

Mit seiner ausgleichenden Außenpolitik und seinem harten Vorgehen gegen radikale Muslimgruppen im Land, die in den 1990er-Jahren ausländische Touristen und Staatsdiener töteten, verschaffte sich Mubarak im Westen breite Unterstützung. Er befürwortete 1991 den Krieg zur Vertreibung der Iraker aus Kuwait, versuchte 2003 aber, die USA von einem erneuten Irakkrieg abzubringen. Der Westen sah in Mubarak einen verlässlichen Partner und entscheidenden Pfeiler für die Stabilität im Nahen Osten. Daher wurde Ägypten wirtschaftlich und finanziell unterstützt. Über Menschenrechtsverletzungen sah der Westen hinweg. Erst seit dem Beginn der Massendemonstrationen im Jänner wurde Mubarak binnen weniger Tage vom honorigen Präsidenten zum Diktator.

Dennoch warfen Kritiker Mubarak immer vor, seinen Sohn Gamal zum Nachfolger aufzubauen und eine Dynastie schaffen zu wollen. Reformen verweigerte er sich. Die Spannungen in der ägyptischen Gesellschaft nahmen seit Jahren zu, weil soziale Konflikte immer schärfer zutage traten. Angesichts der Verteuerung von Öl und Lebensmitteln wurde der Präsident in den vergangenen Jahren sogar mit Hungeraufständen konfrontiert.

Frage nach der Zukunft

Es stellt sich die Frage, wer die Reform in Ägypten in Zukunft anführen soll. Viele Demonstranten auf dem Tahrir-Platz äußern sich enttäuscht über die Aussicht, Mubaraks Vize Omar Suleiman könnte in naher Zukunft die Macht übernehmen. Suleiman sei doch nur "ein Mann Mubaraks".

Die mögliche Nachfolge sei "keine echte Lösung", das sehe man daran, dass Staatschef Gamal Abdel Nasser 1970 vom Vize Anwar Sadat und der wiederum 1981 vom Vize Mubarak abgelöst wurde. Suleiman dürfe bestenfalls eine "Übergangslösung" sein, um baldige Wahlen zu ermöglichen.

Andere Quellen bezeichnen das Militär als neue Macht im Staat. Noch ist es fraglich, welche Rolle die Armee, die seit sechs Jahrzehnten in Ägypten den Staatschef stellt und die ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor ist, spielen wird. Auch die Regierung befürchtete eine weitaus stärkere Rolle der Streitkräfte.

Außenminister Ahmed Abul Gheit warnte vor einem Eingreifen der Armee: "Sollte Chaos ausbrechen, werden die Streitkräfte einschreiten, um das Land unter Kontrolle zu bringen. Dies wäre ein Schritt, der zu einer sehr gefährlichen Situation führen könnte", sagte er.