Mit Messern, Knüppeln und Steinen gingen die Mubarak-Anhänger auf die friedlichen Demonstranten auf dem Tahrir-Platz in Kairo los und richteten ein Blutbad an. Mindestens drei Menschen - darunter angeblich ein Armee-Rekrut - sind getötet worden. Die Zahl der Verletzten stieg bis zum späten Abend auf mindestens 1.500, berichtete der Sender Al-Jazeera.

Stundenlang waren in der Innenstadt Schüsse zu hören. Gewalttäter warfen von Hausdächern Steine auf die Menschen. Andere versuchten, mit Molotow-Cocktails das Ägyptische Museum in Brand zu stecken. Viele der Prügler sollen - nach Angaben des Komitees der Protestbewegung - Polizisten in Zivil gewesen sein.

Der Großteil der Pro-Mubarak-Demonstranten war mit Parolen wie "Ja zu Mubarak, er sorgt für Stabilität" und "Ja zu dem Präsidenten des Friedens" in Richtung Stadtzentrum gezogen. Sie ritten auf Kamelen und Pferden über den Platz und schlugen von "oben herab" auf die Mubarak-Gegner ein. In allen Seitenstraßen gab es stundenlange Schlägereien. Tausende Menschen versuchten, sich in Panik in Sicherheit zu bringen. "Die sind wie die Tiere", sagte eine weinende junge Frau auf Al Jazeerah. Das Weiße Haus verurteilte die Gewalt auf das Schärfste.

Journalisten misshandelt

Die Armee, um deren Panzer herum sich die Schlägereien abspielten und deren Fahrzeuge von einem Steinhagel getroffen wurden, schaute dem Treiben der Regime-Schläger tatenlos zu.

Wenige Stunden vor dem Massenüberfall hatte die Armee die Demonstranten über die Lautsprecheranlage des Platzes eindringlich vor Gewalt und Blutvergießen gewarnt und sie aufgefordert, nach Hause zu gehen.

Die Schläger schienen zudem angewiesen, sich ausdrücklich ausländische Journalisten vorzuknöpfen, die sie beschuldigten, mit ihren Berichten den Aufstand gegen das Regime von Hosni Mubarak angestachelt zu haben. Ein Reporter des Senders Al Arabiyya wurde durch einen Messerstich verletzt. Ein belgischer Journalist wurde von Zivilpolizisten schwer geschlagen und gezwungen, ein Glas mit dreckigem Nilwasser zu trinken.

Am späten Dienstagabend hatte Präsident Hosni Mubarak in seiner zweiten Fernsehrede seit Beginn der Unruhen abgelehnt, vorzeitig zurückzutreten. Er kündigte allerdings an, er werde im September nicht zum sechsten Mal als Präsident kandidieren und die Verfassung ändern lassen, sodass auch unabhängige Bewerber antreten können. "Das Land hat die Wahl zwischen Chaos und Stabilität", sagte der 82-Jährige. Und er werde auf ägyptischem Boden sterben. Gleichzeitig versprach er Reformen und Arbeitsbeschaffungsprogramme.

In einer ersten Reaktion übte Barack Obama unverhohlen Kritik an dem Zeitplan Mubaraks. Die Machtübergabe in Kairo müsse sofort beginnen und sie müsse friedlich ablaufen, sagt der US-Präsident. Aber noch werden vonseiten des offiziellen Ägyptens alle Forderungen als Einmischung in die inneren Angelegenheiten zurückgewiesen.