Trotz scharfer Warnungen der Polizei ist es in Ägypten auch am dritten Tag seit Ausbruch der Proteste wieder zu zahlreichen Demonstrationen gegen Präsident Hosni Mubarak gekommen. In Suez schoss die Polizei mit Gummigeschossen in die Menge, die das Hauptquartier der Regierungspartei in Brand gesetzt hatte. In Ismailia zündeten Protestierer eine Feuerwache an. In Alexandria wurden zahlreiche Menschen verhaftet, die im Stadtzentrum eine Kundgebung abhalten wollten. Auch in Kairo versammelten sich erneut Regimekritiker an vielen Stellen der Innenstadt.

Für Freitag rief die Opposition über Facebook zu Großdemonstrationen in ganz Ägypten auf für "ein Leben in Freiheit und Würde". Die Proteste sollen nach dem Freitagsgebet am frühen Nachmittag beginnen. Offenbar will sich jetzt erstmals auch die gut organisierte Muslimbruderschaft offiziell an den Demonstrationen beteiligen, was den Druck auf das Regime beträchtlich erhöhen wird.

Auch in Jordanien kündigte die Opposition Protestmärsche an. Sie fordert den Rücktritt der Regierung und eine Beschneidung der Rechte von König Abdullah II. In Jemens Hauptstadt Sanaa forderten Tausende Menschen den Rücktritt von Präsident Ali Abdullah Saleh.

El Baradei reist nach Kairo

Für die Proteste in Ägypten hat jetzt erstmals auch Mohammed el Baradei seine Teilnahme angekündigt. Vor seiner Abreise von Wien nach Kairo sagte der Friedensnobelpreisträger, er sei bereit, eine Übergangsregierung in seiner Heimat zu führen, und will sich an die Spitze der Demonstrationen stellen. "Meine Priorität ist ein neues Ägypten und zwar ein neues Ägypten durch einen friedlichen Machtübergang." El Baradei warnte die Regierung vor weiterer Eskalation. Das könne schreckliche Folgen haben, die niemand erleben wolle.

Bisher sind bei den Unruhen sechs Menschen getötet und 70 verletzt worden. Mehr als 1200 wurden verhaftet. Vor allem im Zentrum von Kairo machten zivile Regierungsschläger gezielt Jagd auf Menschen.

Präsident Hosni Mubarak äußerte sich weiterhin nicht zu den Revolten gegen seine Herrschaft. Auch gibt es keine Anzeichen, dass der 82-Jährige bereit ist, auf Forderungen einzugehen, Reformen anzukündigen oder Macht abzugeben. Einzig Premier Ahmed Nazif ließ erklären, die Regierung sei bereit, das Recht auf Meinungsäußerung zu respektieren, wenn dies in legitimer Weise geschehe. US-Präsident Barack Obama appellierte, auf Erwartungen der Bevölkerung einzugehen. Er mahnte Reformen ein, "die das Leben der Menschen verbessern und Ägypten voranbringen" könnten.