Die Wehrpflicht ist in Europa ein Auslaufmodell - vor allem innerhalb der EU. Österreich, Griechenland und Zypern halten noch daran fest, darüber hinaus Finnland und Estland. Deutschland, die Niederlande, Italien, Frankreich und Dänemark haben sie ausgesetzt. Das heißt: Nur in einem extremen Notfall - bei einer unmittelbaren Bedrohung des Landes - müssen junge Männer einrücken.

In der Schweiz und in Norwegen besteht Wehrpflicht. In moderner Form erfunden wurde sie nach der Französischen Revolution 1793. Damals stellte die Nationalversammlung ein Heer von 300.000 Mann auf, die in den einzelnen Provinzen zwangsrekrutiert wurden. In fast allen Staaten, die heute noch Wehrpflicht haben, ist ein Ersatzdienst ohne Dienst mit der Waffe möglich.

Schweden setzt auf Freiwilligenarmee

STOCKHOLM. Schweden hat die allgemeine Wehrpflicht am 1. Juli 2010 abgeschafft und will eine Armee aus Berufssoldaten schaffen. 50.000 Mann sollen innerhalb einer Woche einsatzfähig sein. Wenn Schweden in einen Krieg verwickelt werden sollte, könnte die allgemeine Wehrpflicht jedoch sofort wieder eingeführt werden.

Allerdings war Schweden aufgrund seiner Neutralitätspolitik seit den Zeiten Napoleons nicht mehr direkt an einem Krieg beteiligt. "Wir werden Soldaten anstellen, die später im Prinzip unmittelbar einzusetzen sind. Weitere Soldaten werden auf Vertragsbasis innerhalb weniger Wochen einsatzfähig sein. Wir bekommen nun eine Landesverteidigung, die richtig funktioniert", sagt Verteidigungsminister Sten Tolgfors. Die Umstellung freut junge schwedische Männer. Auch Schwedens Pflegesystem ist nicht von Zivildienstleistenden abhängig.

Sloweniens Luftraum überwachen die Italiener

LAIBACH. Das NATO-Mitglied Slowenien hat 2003 die Wehrpflicht aufgehoben. Die Berufsarmee zählt rund 7500 Mann, dazu kommen noch 1800 Reservisten. Eine eigene Luftwaffe gibt es nicht. Die Luftraumüberwachung hat für die Slowenen der NATO- Partner Italien übernommen.

Freiwilligenheer kommt teurer als die Wehrpflicht

PARIS. Das Ende 2001 eingeführte Berufs- und Freiwilligenheer gilt in Frankreich als richtige Antwort auf militärische Herausforderungen der Gegenwart. Billiger als die einst mit Rekruten verstärkte Armee ist es aber nicht. Das Verteidigungsministerium stellt jedes Jahr 25.000 bis 30.000 neue Soldaten ein.

Die Schweizer streiten um die Waffe im Haus

BERN. Die Schweiz rüttelt nicht an der Wehrpflicht. Aber sie streitet über ihre Waffen. Bisher bewahrt jeder Soldat seine Waffe zu Hause auf. Nach dem Ende der Dienstzeit darf er sie behalten. Rund eine Million dieser "Ordonnanzwaffen" sind im Umlauf. Die Linken haben eine Initiative lanciert, die Armeewaffen in die Zeughäuser zu verbannen. Am 13. Februar wird darüber abgestimmt. Für die Gegner hat die Waffe im Haus mit dem Charakter der Armee zu tun: Als Milizarmee greift sie auf alle waffenfähigen Bürger zwischen 20 und 34 Jahren zurück. Der Wehrdienst von 260 Tagen wird in Fortbildungsdiensten über anderthalb Jahrzehnte verteilt. Stabsoffiziere und Spezialisten dienen bis zum 50 Jahr. Allerdings wird es für die Armee zunehmend schwieriger, Offiziere zu rekrutieren: Die Wirtschaft steht zu sehr unter Effizienzdruck, um regelmäßig auf ihre besten Männer zu verzichten.

Seit 2005 besteht in Italien keine Wehrpflicht mehr

ROM. Junge Männer sind in Italien seit 2005 vom Militärdienst befreit. Schon zu Beginn der 70er-Jahre war parallel zur Wehrpflicht ein ziviler Ersatzdienst eingeführt worden. Dessen Dauer wurde zuletzt ebenso wie der Militärdienst auf zehn Monate verkürzt und er ist nun ebenfalls freiwillig.

Offiziere werden von der Privatwirtschaft umworben

LONDON. Die Wehrpflicht wurde 1960 abgeschafft - man ist stolz auf sein Berufsheer. Die Armee mit 95.000 Soldaten ist seit Jahren pausenlos in aller Welt im Einsatz. Royal Navy und Royal Air Force beschäftigen jeweils 35.000, Tendenz sinkend. Viele Offiziere wandern in die Wirtschaft ab.