Die von den Schulbrüdern geleitete private Hauptschule Stephaneum in Bad Goisern (Bezirk Gmunden) in Oberösterreich soll bis Sommer 2012 geschlossen werden. Das berichtete das ORF-Radio Oberösterreich am Montag. Der Provinzial der Schulbrüder Johann Gassner begründete den Schritt mit der "fehlenden wirtschaftlichen Basis" und wies mögliche Zusammenhänge mit Missbrauchsvorwürfen zurück.

Lehrer, Schüler und Eltern wollen die angekündigte Schließung nicht einfach so hinnehmen, so Elternvertreterin Marion Loidl. "Es stehen größere Investitionen an", erklärte Gassner. "Da die Tragfähigkeit in wirtschaftliche Hinsicht nicht gegeben ist, ist hier eine Entscheidung zu treffen gewesen." Zudem seien die Schülerzahlen in den vergangenen Jahrzehnten drastisch eingebrochen, von rund 300 auf derzeit 152. "Die Schließung ist definitiv."

Einen Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen wies der Provinzial zurück: "Es gibt hier in keinerlei Weise Verbindungen." Die Staatsanwaltschaft Wels und das Landeskriminalamt ermitteln nach wie vor wegen Gewaltvorwürfen gegen sechs Tatverdächtige, davon drei Erzieher und drei Schulbrüder, so Staatsanwaltschaftssprecher Manfred Holzinger am Montag zur APA. Zwei sind bereits gestorben. Es geht um fünf Fälle in den Jahren 1968 bis 1985. Die Frage, ob Verjährungen vorliegen, war vorerst noch nicht geklärt.

Eltern, Lehrer und Schüler wollen die Schließung nicht akzeptieren: Erich Peer, einer der 25 Pädagogen, sprach von einem "Schlag ins Gesicht" und einer furchtbaren Nachricht für alle Beteiligten. Das Stephaneum, eine Ganztagsschule mit Sportzweig und Internat, betreue auch viele Schüler aus schwierigen sozialen Verhältnissen, so Peer. "Und die brauchen uns." Viele Kinder seien verzweifelt, schilderte auch Elternvertreterin Marion Loidl. Manche müssten zurück ins Heim, andere in die Sonderschule. Die Schüler haben eine Unterschriftenaktion für die Weiterführung gestartet. (Forts. mögl.) ver/tob/pm