Im Konflikt um die vor der Verabschiedung stehende Rentenreform haben sich die Fronten verhärtet. Angesichts der verschärfenden Spritknappheit wies Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy die Polizei an, die von Reformgegnern blockierten Zufahrtsstraßen zu den Treibstoffdepots des Landes zu räumen. Knapp ein Drittel der Zapfsäulen im Lande war außer Betrieb. Nach der vom Präsidenten erhofften baldigen Rückkehr zur Normalität sah es am Mittwoch nicht aus. Demonstranten riegelten die Zufahrtsstraßen zu den Flughäfen von Toulouse und Clermont-Ferrand ab, blockierten in Nantes Zuggleise und in Marseille mehrere Tunnel. Im Flug- und Zugverkehr kam es erneut zu zahlreichen Ausfällen und Verspätungen. Auf dem Pariser Flughafen Orly musste ein Viertel aller Flüge gestrichen werden. Viele Schulen und Universitäten blieben geschlossen. In grenznahen Gebieten wichen Autofahrer auf Tankstellen des Nachbarlandes aus.

Innenminister Brice Hortefeux eilte am Nachmittag nach Lyon, wo sich randalierende Jugendliche Straßenschlachten mit der Polizei lieferten. Am Vortag hatte die Polizei nach Ausschreitungen im ganzen Land insgesamt 428 Demonstranten festgenommen. Mehr als 60 Polizisten wurden in den vergangenen sieben Tagen bei Protestaktionen verletzt.

Kampf geht weiter

Im Senat wollen die Abgeordneten der regierenden UMP versuchen, die Reform noch heute zu verabschieden. Sie sieht im Wesentlichen vor, das Renteneinstiegsalter von 60 auf 62 Jahre zu erhöhen. Außerdem soll das Alter, in dem ein Pensionär trotz durch Arbeitslosigkeit oder auch Elternzeit entstandenen Fehlzeiten Anspruch auf die volle Rente hat, von 65 auf 67 Jahre steigen. Sarkozy mag hoffen, dass ein Teil der Reformgegner vor vollendeten Tatsachen kapituliert. Laut einer aktuellen Befragung plädieren 59 Prozent der Franzosen dafür, den Kampf gegen die Heraufsetzung des Rentenalters nach Verabschiedung der Reform unvermindert fortzusetzen.