Premier David Cameron reagierte mit sichtbarem Zorn auf die Ermordung des britischen Aufbauhelfers David Haines durch die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) und deutete an, dass sich Großbritannien der von US-Präsident Barrack Obama organisierten Koalition gegen die Dschihadistengruppe nun vorbehaltlos anschließen wird. "Wir werden die Verantwortlichen ergreifen und vor Gericht stellen, egal wie lange es dauert", sagte Cameron. "Großbritannien ist bereit für jeden Schritt, der notwendig ist, um mit dieser Bedrohung fertig zu werden und unser Land sicher zu halten".

Drohung mit weiterer "Hinrichtung"

In einem in der Nacht zum Sonntag veröffentlichten Hinrichtungsvideo war Haines gezwungen worden, Cameron für den Mord verantwortlich zu machen. "Sie haben freiwillig eine Koalition mit den Vereinigten Staaten gegen den islamischen Staat geschlossen". Das Hinrichtungsvideo schließt mit der Drohung der "Hinrichtung" einer weiteren britischen Geisel. Dabei soll es sich um den Gefangenen Alan Hennig angegeben, wie Haines ein erfahrener Entwicklungsarbeiter. Der 43-jährige Haines war für die französische Hilfsorganisation ACTED nach Syrien gegangen war, um durch den Bürgerkrieg in Not geratenen Menschen zu helfen und wurde im März 2013 in Syrien bei einem Hilfslager an der türkischen Grenze von Rebellen gefangen genommen.

Cameron nannte Haines einen "britischen Helden" und den Mord einen Akt des "puren Bösen". Seine Mitgefühl gelte der Familie und den Kindern des Ermordeten, "die so außerordentlichen Mut und Tapferkeit gezeigt haben". Die Tatsache, dass möglicherweise ein britischer Staatsbürger für den Terroristenmord verantwortlich sei, errege Übelkeit. Die IS-Ideologie - der Premier benutzte nie die Bezeichnung "Islamischer Staat" für die Terrorgruppe - stünde den Werten Großbritanniens und auch denen des Islam diametral entgegen. "Sie sind keine Muslime, sie sind Monster."

Cameron war sofort nach Veröffentlichung des Videos in die Downing Street zurückgekehrt und rief seinen Krisenstab Cobra zusammen. Die Ermordung kam nicht unerwartet: Haines war nach der Enthauptung des US-Journalisten Steven Sotloff als nächstes Opfer angekündigt worden, so wie zuvor Sotloff bei der Ermordung von James Foley als Opfer genannt wurde.

"Totaler Krieg gegen IS"

Camerons Politik in der Nahostkrise wurde bisher als unklar und zögerlich kritisiert. Auch jetzt versicherte der Premier, dies bedeute keine britische Soldatenstiefel auf Nahostterritorium. Aber als Außenminister Philip Hammond vorige Woche sagte, Großbritannien werde sich US-Luftangriffen gegen IS nicht anschließen, wurde er zurück gepfiffen. Es hieß dann, man sei für alle Entscheidungen offen. Camerons Instinkte dürften für eine vorbehaltlose Mitarbeit bei Obamas Aktionen sprechen, er operiert jedoch behutsam, weil er fürchtet, eine Unterhausabstimmung über Luftangriffe erneut zu verlieren, wie vor einem Jahr vor geplanten Luftangriffen wegen syrischer Chemiewaffenangriffe.

"IS hat Krieg gegen das britische Volk erklärt. Nun müssen wir entschlossen gegen IS vorgehen, in Syrien, im Irak, in der ganzen Welt", so der Labour-Abgeordnete Mike Gaapes". Großbritannien werde tun, "was immer nötig ist" - damit machte Cameron klar, dass er Hilfsanforderungen der USA nicht abschlagen wird. Australien hat auf Anfrage der USA am Wochenende 600 Soldaten in die Emirate verlegt.

Großbritannien versorgt bereits kurdische Soldaten mit Waffen, ist durch Aufklärungsflüge und Berater an der Koalition beteiligt. Cameron signalisiere "totalen Krieg gegen IS", so der Nahostexperte der London School of Economics, Fawaz Gerges.