Die burgenländische Gemeinde Deutschkreutz (Bezirk Oberpullendorf) hat am Wochenende des Wendejahres 1989 gedacht. Im Mittelpunkt standen die damaligen DDR-Bürger, die vor 25 Jahren über die ungarische Grenze geflüchtet sind und in Deutschkreutz erstversorgt wurden. Mehr als hundert der ehemaligen "Republikflüchtlinge" haben sich auf Einladung der Gemeinde eingefunden, um das Jubiläum zu feiern.

Gemeinsam mit Einheimischen, die den Flüchtenden geholfen hatten, wurde am Samstag noch einmal das Grenzgebiet durchwandert, in dem sich vor 25 Jahren dramatische Szenen abgespielt hatten. Mit einem Rutsch über eine Kiesgrube, ihre einjährige Tochter im Arm, gelangte Petra Fenske im August 1989 auf österreichisches Staatsgebiet. "Davor hat uns der abgerichtete Hund eines Helfers vier Stunden lang an den ungarischen Wachtürmen vorbei bis zur Grenze geführt", erinnerte sich die ehemalige DDR-Bürgerin am Ort ihres Grenzübertritts.

Mit einem Lkw ging es dann weiter nach Deutschkreutz, wo man im Pfarrheim bestens versorgt wurde, so Petra Fenske. Auch Dietrich und Karin Weiß sind voll des Lobes über die burgenländische Hilfsbereitschaft. Ein Rot-Kreuz-Mitarbeiter aus dem Ort habe sogar privat einen Kredit von 200.000 Schilling aufgenommen, weil die Barmittel für das sogenannte "Begrüßungsgeld" aufgrund des Flüchtlingsansturms nicht ausgereicht hatten.

Das Ärzte-Ehepaar Weiß war ebenfalls im August 1989 mit ihren beiden Söhnen über die Grenze gekommen. Geholfen haben ihnen dabei ein befreundetes Ehepaar aus Linz, das sie auf ungarischer Seite mit dem Auto bis in Grenznähe gebracht hatte, und zwei ungarische Grenzsoldaten. Die hatten die Familie nämlich bei ihrer nächtlichen Flucht aufgegriffen. Doch statt einer Festnahme zeigten die Soldaten den Weg nach Österreich und ließen die Flüchtlinge laufen, erzählte Dietrich Weiß bei einem Glas Bier im Dorfwirtshaus.

Neben dem Austausch von Erinnerungen unter den damaligen illegalen Grenzgängern und ihren österreichischen Helfern diente das Treffen in Deutschkreutz auch der "Interessengemeinschaft ehemaliger DDR-Flüchtlinge" als Plattform. Diese trete gegen soziale Nachteile auf, die den Menschen damals durch ihre Flucht erwachsen seien, so ein Sprecher der Interessengemeinschaft.

Während der zweitägigen Feierlichkeiten half auch eine Foto-Ausstellung in der örtlichen Vinothek die damaligen Ereignisse zu bebildern. Als Abschluss der Jubiläums-Veranstaltung fand am Samstagabend ein offizieller Festakt mit allen damals Beteiligten sowie Gastrednern aus der Politik statt.