Am 25. Jahrestag des Pekinger Massakers haben die Machthaber in China ein öffentliches Gedenken verhindert. Am Tiananmen-Platz herrschten am Mittwoch massive Sicherheitsvorkehrungen. In Hongkong erinnerten dagegen zehntausende Menschen an die blutige Niederschlagung der Demokratiebewegung am 4. Juni 1989. Chinas Führung wies internationale Kritik an ihren Menschenrechtsverletzungen zurück.

Die Organisatoren in Hongkong sprachen von mehr 180.000 Teilnehmern. Dies sei die höchste Teilnehmerzahl seit den ersten Mahnwachen im Jahr 1990, sagte Lee Cheuk Yan vom Organisationskomitee. Die frühere britische Kronkolonie gehört seit 1997 zu China, genießt aber weiter Meinungs- und Versammlungsfreiheit.

Kleinere Zusammenkünfte gab es auch in der Sonderwirtschaftszone Macau und in der taiwanischen Hauptstadt Taipeh. Taiwans Präsident Ma Ying Jeou sprach von einer "großen historischen Wunde". In London wollte Amnesty-International-Direktorin Kate Allen gemeinsam mit der Tochter eines inhaftierten Dissidenten ein Rosengebinde vor der chinesischen Botschaft niederlegen. Doch ein Mitarbeiter der Botschaft kam herbeigelaufen und stieß die beiden Frauen rüde zur Seite. Der Vorfall wurde von der BBC gefilmt.

In Peking kontrollierten Polizisten am Tiananmen-Platz die Ausweise und Taschen von Passanten. In den Gassen um den Platz des Himmlischen Friedens standen Busse, Polizeifahrzeuge, Krankenwagen und weitere Einsatzkräfte bereit. Auf dem Platz herrschte ansonsten aber weitgehend normales Treiben chinesischer Touristen.

Nach dem deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck kritisierte auch die UNO-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay und US-Außenminister John Kerry Pekings Umgang mit seiner Vergangenheit. Kerry verlangte die Freilassung aller noch gefangenen Teilnehmer sowie der Aktivisten, die vor dem Jahrestag festgenommen wurden. Die Ereignisse vom 4. Juni müssten aufgearbeitet werden.

Die Regierung in Peking wies internationale Kritik an ihren Menschenrechtsverletzungen scharf zurück. Eine Aufarbeitung der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung am 4. Juni 1989 lehnte die chinesische Regierung entschieden ab. Scharf konterte der Sprecher des Außenministeriums, Hong Lei, die UNO-Kritik und warf Pillay eine "schwere Einmischung in innere Angelegenheiten" Chinas vor. Die Stellungnahme widerspreche ihrem Mandat als UNO-Menschenrechtskommissarin. Eine Untersuchung des Militäreinsatzes lehnte er ab: "Chinas Regierung hat schon lange seine Schlüsse über die politischen Unruhen Ende der 80er-Jahre gezogen."

In den vergangenen drei Jahrzehnten habe China große soziale und wirtschaftliche Fortschritte gemacht, hob der Sprecher hervor. Auf Fragen nach den Festgenommenen sagte der Sprecher: "In China gibt es keine sogenannten Dissidenten, sondern nur Gesetzesbrecher." Mehr als 90 Bürgerrechtler sind nach Angaben der Menschenrechtsgruppe Human Rights in China (HRiC) vor dem Jahrestag festgenommen, unter Hausarrest gestellt, verhört oder eingeschüchtert worden.

In der Nacht auf den 4. Juni 1989 war die chinesische Armee mit Panzern gegen Studenten vorgegangen, die wochenlang auf dem Platz des Himmlischen Friedens für mehr Demokratie demonstriert hatten. Dabei wurden hunderte, möglicherweise sogar tausende Menschen getötet. Die Führung in Peking begründete das Vorgehen mit der Notwendigkeit, "Chaos" zu beenden.

Der ehemalige Studentenführer Wang Dan warnte in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa vor der Entwicklung eines faschistischen Chinas. Nur Druck durch das eigene Volk und andere Länder könnten heute Reformen bringen. Wirtschaftlicher Wohlstand werde in China nicht zwangsläufig zu einem freieren politischen System führen. "Die chinesische Regierung wird sich niemals ändern, wenn sich das Volk nicht erhebt", sagte der heute im Exil in Taipeh lebende Wang Dan.