Er schafft einen Haufen Unordnung, sie räumt ihm hinterher - und dann kommt garantiert einer, der alles wieder durcheinander wirft: Schöner als mit den jüngsten Turbulenzen in Slowenien lässt sich das Geschlechterverhältnis in der Politik nicht illustrieren.

Als Alenka Bratusek vor einem Jahr erste Regierungschefin des Landes wurde, übernahm sie einen Scherbenhaufen, angerichtet von starken Männern im "edlen Wettstreit". Nur um den Linken zu beweisen, dass ihr Weg ganz und gar falsch war, hatte ihr rechter Vorgänger Janez Jansa die schwächelnde Wirtschaft noch ein bisschen weiter heruntergeredet und das eigene Land voreilig zum Kandidaten für den Euro-Rettungsschirm erklärt. Ein Jahr benötigte Bratusek, um skeptische Investoren, Banker, Brüsseler Kommissare zu beschwichtigen, den Kurs zu korrigieren, Kompromisse auszuhandeln.

Dann trat der nächste "Ritter" auf den Plan und holte - diesmal von links - zum großen Gegenentwurf aus: Investitionen gelte es nun zu schaffen, Jobs, Jobs, Jobs, rief Zoran Jankovic, der mächtige und beliebte Bürgermeister von Ljubljana, und verdrängte die Regierungschefin vom Vorsitz der gemeinsamen Partei. Sie habe sich wohl nicht genug mit der Seelenlage der Ortsvereine beschäftigt, gab die Regierungschefin zu; "frau" kann sich schließlich nicht um alles kümmern.

Gern wird "der Politik" Mangel an Visionen vorgeworfen. Einem kleinen Land wie Slowenien kann ein Übermaß an Visionären aber auch zum Fluch werden. Weder wird von Laibach aus die Geschichte des Zweiten Weltkriegs samt nachfolgendem Kommunismus neu geschrieben, wie Jansa es gern gehabt hätte, noch wird Sloweniens "Massenkaufkraft" die Finanzkrise des Landes abwenden, wie Zoran Jankovic glauben machen wollte - schon mangels Masse nicht.

Gemeinsam ist beiden die Devise "Think big". Noch heute kann man in den Kaffeehäusern von Ljubljana mühelos von den Domobranzen des Zweiten Weltkriegs über Tito, Trotzki und Ché Guevara zu Janez Jansa, Zoran Jankovic und dem Papst surfen, ohne dass der Cappuccino kalt wird.

Gestritten wurde auf hohem Niveau, bis zum gemeinsamen Untergang der kämpfenden Parteien. Am selben Tag, als der rechte Ex-Premier Jansa wegen Korruption rechtskräftig zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt wurde, zerrann seinem Widerpart Jankovic sein Triumph über die "Hausbesorgerin" zwischen den Fingern.

Dem strahlenden Sieger ging binnen Stunden mehr als die Hälfte seiner Fraktion von der Fahne; jetzt steht er allein mit seiner Vision. Die Slowenen wollen nicht mehr. Staatspräsident Pahor bat Alenka Bratusek gestern, vorerst weiterzumachen. Das wird sie wohl tun.