Als der Vatikan am Mittwoch um 12.00 Uhr sein tägliches Bulletin veröffentlichte, haben im Bistum Limburg und weiten Teilen der katholischen Kirche in Deutschland viele Menschen aufgeatmet. Papst Franziskus nimmt das Rücktrittsgesuch des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst an, steht in dem zehn Zeilen langen Text.

Es drohte ein offener Konflikt

Dieser barg auch eine Überraschung: Denn demnach hatte der Skandal-Bischof schon vor Monaten selbst seinen Rücktritt angeboten. Der gesunde Menschenverstand sagte schon seit langem, dass ein als Protz-Bischof verspotteter Mann unter dem als Papst der Armen auftretenden Franziskus keine Chance auf Rehabilitierung bekommen dürfte. Und dennoch herrschte innerkirchlich in den vergangenen Wochen Unsicherheit. Denn ausgerechnet zwei der engsten Einflüsterer von Papst Franziskus nahmen Position für Tebartz-van Elst ein.

Der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, nannte die Angriffe gegen Tebartz in der ARD eine "Menschenjagd". Und Papst-Sekretär Georg Gänswein sagte, dem öffentlich als Protz-Bischof diskreditierten Tebartz sei "in vielen Punkten Unrecht" geschehen. Damit drohte ein offener Konflikt zwischen dem Vatikan und der deutschen Bischofskonferenz, die bereits frühzeitig keine Zukunft mehr für Tebartz in Limburg gesehen hatte.

Vor diesem Hintergrund lässt sich die Milde erklären, mit der der Papst Tebartz-van Elst schließlich abservierte. Mit keiner Silbe werden in der Erklärung des Vatikans Vorwürfe gegen den 54-Jährigen erwähnt. Als Grund für die Annahme des Rücktrittsgesuchs nennt der Vatikan, dass es in "Limburg zu einer Situation gekommen ist, die eine fruchtbare Ausübung des bischöflichen Amtes" durch Tebartz-van Elst nicht mehr ermögliche.

Schon am 20. Oktober hatte Tebartz demnach dem Papst seinen Amtsverzicht angeboten. Das frühe Rücktrittsangebot war bisher unbekannt. Im Gegenteil: Wiederholte Auftritte des eigentlich von Franziskus zur Einkehr in ein Kloster geschickten Bischofs im Vatikan und in Limburg hatten den Eindruck geweckt, dieser arbeite intensiv an seinem Comeback.

Rasenumrandung mit Jura-Kalkstein

Doch vermeintliche Comebackpläne erscheinen nach Lektüre des Prüfberichts zu den explodierten Baukosten nahezu bizarr. Da ist die Rede davon, dass sich der Bischof für rund 100.000 Euro seinen Rasen mit Jura-Kalkstein umranden ließ, für 213.000 Euro für Zierfische ein Wasserbecken bauen ließ und alleine von einem einzelnen Möbelhersteller für 1,1 Millionen Euro Möbel fertigen ließ. Wie Peanuts wirken da die 20.000 Euro, die es kostete, die bereits installierten Lichtschalter wieder auszubauen und durch neue Schalter zu ersetzen.

Was nun aus Tebartz wird, ist vollkommen offen. "Zu gegebener Zeit" wolle der Papst ihn mit einer anderen Aufgabe betrauen. In den deutschen Bistümern gäbe es genug zu tun: Aktuell sind die Bischofsstühle in Köln, Freiburg, Passau, Erfurt und Hamburg vakant. Doch dass er nach der bundesweit giftig geführten Debatte und nach diesem Prüfbericht wirklich an die Spitze eines Bistums zurückkehrt, erscheint kaum vorstellbar - ein Posten in Rom gilt da als wahrscheinlicher.

"Aufbruch und Neubeginn" möglich

Der frisch gewählte Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, scheint vor allem froh zu sein, dass er seine Amtszeit unbelastet von dem Tebartz-Skandal beginnen kann. In Limburg sei nun "Aufbruch und Neubeginn" möglich, er wolle sich dabei auch selbst einbringen, kündigte Marx an. Er versuchte dabei das Gefühl zu vermitteln, dass der Skandal am Ende vielleicht auch etwas Gutes haben könnte: Denn die Bischofskonferenz wolle nun die Transparenz und Kontrolle der bisher oft im stillen Kämmerlein verwalteten Kirchenfinanzen "deutlich erhöhen".

In Limburg wird nun der am Mittwoch nach eigenen Worten mit großer Zuneigung empfangene Paderborner Weihbischof Manfred Grothe die Geschäfte führen, bis Papst Franziskus einen neuen Bischof ernennt. Dieser wird dann gleich vor ein Luxusproblem gestellt: Was soll er mit all dem Luxus anfangen, der die ganze katholische Kirche in Deutschland in ein schlechtes Licht gerückt hat, aber nun auch schlecht wieder kostspielig abgerissen werden kann?