Zum Schluss kam doch noch die Wehmut: "Mein ganzer Dank geht an das fabelhafte Personal des Élysée, ich werde die Hingabe genauso wenig vergessen wie die Emotionen im Moment der Abreise", twitterte Valerie Trierweiler zum Abschied. Am Sonntag trat die 48-Jährige die lange geplante Reise für die Hilfsorganisation "Action contre la Faim" nach Indien.

Zwei Wochen nach den Meldungen über eine Affäre hat Francois Hollande Samstagabend wie berichtet offiziell mitgeteilt, das "gemeinsame Leben mit Valerie Trierweiler" sei beendet.

Die Franzosen haben keine Première Dame mehr. Einen Präsidenten haben sie aber noch - auch wenn sie ihn nicht mögen. Die Enthüllung seiner peinlichen nächtlichen Touren, noch dazu auf einem italienischen Motorroller, zur Wohnung von Schauspielerin Julie Gayet werteten die Franzosen nicht als Zeichen von Stärke. Der als Hollande-Vertrauter geltende Arbeitsminister Michel Sapin sprach am Sonntag im französischen Sender i-télé nach Hollandes öffentlicher Erklärung denn auch von "einer notwendigen Entscheidung." Nun wohnt also ein Single im Élysée-Palast.

Die Aufgaben des Präsidenten, seine an die Machtvollkommenheit eines Monarchen erinnernden Befugnisse, stehen außer Frage. Das politische System Frankreichs wird vielfach als klassisches Beispiel eines semipräsidentiellen Regierungssystems angeführt. Der Ministerpräsident wird vom Staatspräsidenten ernannt, kann aber von der Nationalversammlung durch ein Misstrauensvotum gestürzt werden. Die Regierung ist vom Vertrauen beider abhängig. Doch der Präsident hat gegenüber der Regierung eine signifikante Machtfülle - fast wie ein Sonnenkönig. Das im kollektiven Unbewussten haftende Bild der Première Dame, die dem Herrn im Haus wie ein Schatten folge, rühre noch aus der Zeit von Louis XIV., dem Sonnenkönig. Darin sind sich Christophe Deloire und Christophe Dubois einig, Autoren des Bestsellers "Sexus Politicus". Frankreichs Staatschef genieße auch im dritten Jahrtausend die Machtfülle eines Louis Quatorze - samt Verständnis der "Untergebenen" für sein Faible an Mätressen.

Als "unfassbar" bezeichnet es Philosophin und Psychoanalytikerin Cynthia Fleury, dass der Präsident bei seiner Pressekonferenz über die großen politischen Themen als Erstes gefragt wurde, ob "Madame Trierweiler noch Frankreichs Premiere Dame" sei. Für Fleury klang das, als sei der Sonnenkönig nach seinen Mätressen gefragt worden: "Sire, hat Madame de Montespan noch Ihre Liebe, darf sie im Hauptflügel des Schlosses von Versailles bleiben?" Valerie Trierweiler wollte nie in das Bild einer Première Dame passen, sie wolle nicht nur eine Blumenvase im Palast sein, hatte die ehemalige Politikjournalistin einmal gesagt. Cynthia Fleury bescheinigt Trierweiler, das Bild der Première Dame "derart entstaubt zu haben, dass sie selbst darüber verschwunden ist."