Jahrelang war sie "die Molly". Zumindest für ihre Freunde und näheren Arbeitskollegen. Und ihr markantestes Kennzeichen war ein so ausgelassenes Lachen, dass einem schon beim Zuhören die Tränen kamen.

Aber schon damals erwies sich Monika Lindner als extrem hart arbeitende Frau mit kreativer Ader. Seit 1974 in der Abteilung Politik und Zeitgeschehen tätig, übernahm sie 1979 die Pressestelle des ORF, von wo bis dahin ein eher mildes Lüfterl geweht hatte. Die Neue ging es anders an: Sie zog missgünstige Journalisten mit Humor und Charme auf ihre Seite, scheute sich aber auch nicht, eventuelles Missfallen den Kritikern deutlich mitzuteilen.

Ihr beruflicher Höhenflug begann, als sie Chefin der Vorabendsendung "Wir" wurde, die sie mit viel Energie und Ideen zu "Willkommen Österreich" (mittlerweile "heute österreich") umkrempelte. Das Format zehrt heute noch von den Strukturen, die Lindner geschaffen hatte. Dabei konnte sie ihre Mitarbeiter schon einmal sehr giftig anherrschen. Und dann wiederum erfüllte sie einem Mädchen mit Migrationshintergrund dessen Herzenswunsch und nahm es als ihre Assistentin getarnt mit ins Studio, als die damaligen Teenie-Idole Take That zu Gast waren.

1998 wurde Monika Lindner zur Direktorin des Landesstudios Niederösterreich bestellt. Wer die dortigen Verhältnisse kennt, weiß, dass der Papst im Vergleich mit Landeshauptmann Erwin Pröll wie ein Basisdemokrat daherkommt. Ohne Segen Prölls kommt niemand in St. Pölten ans Mikrofon und schon gar nicht auf den Studiothron.

Monika Lindner dankte es mit der Tatsache, dass in ihrer Zeit kein anderer Landeshauptmann in den Regionalsendungen zu annähernd ähnlich massiver Bildschirmpräsenz kam.

Vielleicht begann damals die Verhärtung der Monika L. Ihr Lachen wurde seltener, aber manchmal schriller. Und ihre Neigung zur Ironie machte zunehmend galligem Sarkasmus Platz. Vielleicht ist das der Preis für eine Karriere in einem Macho-Biotop, in welchem auch Raiffeisen, namentlich Christian Konrad, eine wesentliche Rolle spielte.

Diese vereinten Kräfte hoben sie denn auch im Jänner 2002 auf den Spitzenplatz des ORF: Aus der Molly wurde die Generalin. Auf dem Küniglberg steht man unter schärferer Beobachtung als im Fürstentum St. Pölten. Und so wurde die regierungsfreundliche Politik, die Lindner und ihr Adjutant Werner Mück unter Schwarz-Blau betrieben, alsbald Zielscheibe massiver Kritik von außen.

Die schonungslose Philippika, die ORF-Star Armin Wolf 2006 anlässlich einer Preisverleihung hielt, setzte eine regelrechte Palastrevolte in Gang. Im August desselben Jahres musste sie ihren Platz für Alexander Wrabetz räumen.

Monika Lindner fand im Raiffeisenkonzern Unterschlupf. Dort wirkte sie als Chefin der hauseigenen Werbefirma Epamedia, bis diese im August des Vorjahres den Besitzer wechselte.

Dann begannen turbulente Zeiten, die selbst eine kühne Freizeitjägerin überfordern dürften. Ihre Kandidatur für das Team Stronach darf man eventuell als weitere Lebensplanung einer 69-Jährigen sehen, die noch genug Kraft für eine politische Karriere verspürt.

Dass Pröll & Co das als Verrat empfanden, ist nachvollziehbar. Dann posaunte der damalige TS-Klubchef Robert Lugar laut hinaus, Lindner werde eine "Speerspitze" gegen den ORF, Raiffeisen und das System Pröll sein. Eine derartige Blödheit konnte Lindner tatsächlich nur mit ihrem Rückzug kontern. Auf ihr Mandat werde sie verzichten, sagte sie damals. Dass sie es jetzt doch annehmen will, empört wiederum nicht nur die Stronacher. Seitdem hagelt es Kritik an der sogenannten "wilden" Abgeordneten in spe.

Wer demokratisch gesinnt ist, müsste wohl von einer "freien" Abgeordneten sprechen, vom Volk gewählt. Zumal Monika Lindner aber keine Sekunde Wahlkampf geführt hat, fragt man sich tatsächlich, welches Volk hinter ihr und ihren bislang unbekannten politischen Vorhaben stehen sollte.

Doch noch ein Rückzieher?

Sie ist seit Tagen auf Tauchstation. Alle lieben den Verrat, aber niemand den Verräter, heißt es. Und auch wenn Lindner nie besonders beliebtheitsorientiert war, schließen Kenner ihrer Person nicht aus, dass sie doch noch einen Rückzieher macht. Gelacht hat sie vermutlich schon länger nicht mehr.