Russlands Ruhm als Waffenschmiede steht auf dem Spiel, da setzt Kremlchef Wladimir Putin demonstrativ ein Zeichen. Feuer frei: Zum Tag des Waffenbauers besucht der Präsident passenderweise den wohl bekanntesten Sturmgewehrbauer der Welt - Kalaschnikow. Als Herr der Waffen präsentiert sich der starke Mann Putin bei dem neuen Konzern, der eben erst aus den maroden Unternehmen Ischmasch und Ischmech hervorgegangen ist. Neu glänzt das Firmenschild auf Fotos in der Stadt Ischewsk am Ural, das Logo ist der berühmten AK-47 mit dem gekrümmten Magazin nachempfunden. Mit frischem Anstrich und dem berühmten Namen des bereits 93 Jahre alten legendären Konstrukteurs Michail Kalaschnikow bläst Putin zur Attacke auf dem umkämpften Weltmarkt.

Rüstungsoffensive a la Putin

Es ist Putins Rüstungsoffensive: Mit Abermilliarden will der Oberbefehlshaber seine Streitkräfte modernisieren. Bis 2020 sollen 70 Prozent der Ausrüstung auf dem modernsten Stand sein, derzeit gilt der Großteil als marode. Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat dafür viel Geld zur Verfügung - in den kommenden Jahren schnellt der Militärhaushalt auf bis zu 3,418 Billionen Rubel (rund 79 Milliarden Euro) in die Höhe. Davon sollen vor allem russische Hersteller profitieren. So kommt etwa Kalaschnikow mit der AK-12 zum Zuge. Dabei hatte das Verteidigungsministerium noch bis vor kurzem neue Sturmgewehre abgelehnt - es gebe keine Weiterentwicklung. Nun aber sind neue Waffen dringend nötig, allein der Platz fehlt. "Die angehäuften Vorräte bremsen neue Aufträge, denn die neue Technik muss irgendwo ankommen und untergebracht werden", meint Oleg Botschkarjow, Vizechef der Regierungskommission für die Rüstungsindustrie.

Aber Putin setzt nicht nur auf die Kalaschnikow, die noch immer weltweit am weitesten verbreitete Militärwaffe. Vorrang genießt auch die Entwicklung neuer Raketen. Während US-Präsident Barack Obama von einer atomwaffenfreien Welt träumt, treibt Putin zur Offensive. "Wir dürfen nicht zulassen, dass das Kräftegleichgewicht bei strategischen Atomwaffen gestört und die Effektivität der russischen Atomwaffen vermindert wird", fordert der frühere Geheimdienstchef. In seiner Heimatstadt St. Petersburg ließ sich Putin das neue Raketenabwehrsystem S-500 vorführen, das 2018 in Dienst gestellt werden soll. Die supermoderne Waffe könne selbst Ziele im Weltraum bekämpfen, jubelte das Staatsfernsehen.

Im Vordergrund aber steht das neue Waffenwerk am Ural. "Die Gründung des Kalaschnikow-Konzerns ist ein solch bedeutendes und wichtiges Ereignis in der Geschichte nicht nur des russischen, sondern des weltweiten Waffenmarktes wie die Entwicklung der AK-47", meint Anatoli Issajkin, Chef des staatlichen Waffenexporteurs Rosoboronexport. Das Riesenreich will endlich die USA als größten Waffenexporteur der Welt ablösen. Rosoboronexport verkaufte nach eigenen Angaben allein im ersten Halbjahr 2013 Waffen für 6,5 Milliarden US-Dollar, ein Rekordwert. Einer der wichtigsten Kunden ist der enge Partner Syrien. Moskau hat der Führung in Damaskus die international umstrittene Lieferung von Raketenabwehrsystemen des Typs S-300 zugesagt. Doch das reicht Russland nicht.

Als Werbefigur hat sich der zuständige Vizeregierungschef Dmitri Rogosin ein ganz besonderes Zugpferd ausgesucht. US-Schauspieler Steven Seagal, der freundschaftliche Beziehungen mit Putin pflegt, soll im Ausland russische Waffen anpreisen. "Sie sind bereit, US-Hersteller mit allen Mitteln zu bekämpfen", sagte Rogosin dem Actionstar unlängst bei einem Treffen.