Baschar al-Assad kann sich die Hände reiben. Seit dem Wochenende schießen Syriens Rebellen offen aufeinander. Sie haben uns den Krieg erklärt, empörten sich Sprecher der Freien Syrischen Armee (FSA). Nachdem Al-Kaida-Bewaffnete letzte Woche den populären FSA-Kommandeur Abu Bassir an einer Straßensperre nahe Latakia hinrichteten, explodieren die Spannungen zwischen den moderaten und radikalen Gegnern des Diktators. Abu Bassir gehörte zur Führungsspitze der Aufständischen. Seine Mörder dagegen kommen aus dem "Islamischen Staat im Irak und Syrien" (ISIS), der neuen Einheitsfront der Gotteskrieger, der auch die von Washington geächtete Al-Nusra-Front angehört. Ihre Bataillone bestehen hauptsächlich aus Ausländern - Irakern, Saudis, Ägyptern, Libyern und Tunesiern, aber auch Bosniern und Tschetschenen. Sie kämpfen für ein islamistisches Kalifat, mit Demokratie und Freiheit haben sie nichts am Hut. Auf mindestens 4000 Kämpfer wird die fremde Streitmacht der Fanatiker geschätzt, bestens ausgerüstet von den erzkonservativen Golfstaaten. Die meisten schweren Selbstmordattentate, durch die bereits Hunderte Menschen starben, gehen auf ihr Konto. In ihrer Kampfkraft sind sie den schlecht gerüsteten heimischen FSA-Rebellen überlegen.

Deren Geduld mit den fanatischen Verbündeten schwindet. In der nordsyrischen Provinz Idlib kam es zu Feuergefechten, als Gotteskrieger ein Waffendepot plünderten. In Dana demonstrierten Tausende "für unsere Freiheit". Dreizehn Menschen starben, als der Protest in Gewalt gegen Al-Kaida-Stellungen umschlug. Als Rache wurden zwei FSA-Kämpfer mit abgeschnittenem Kopf in einer Mülltonne gefunden. Als im Mai drei schwarz gekleidete Bärtige mit ausländischem Akzent einen 14-jährigen Kaffeeverkäufer wegen angeblicher Gotteslästerung vor den Augen seiner Eltern hinrichteten, zogen aufgebrachte Syrer vor die Zentrale der Al-Nusra-Brigaden. "Haut ab, raus mit euch, ihr seid nicht besser als Assad", skandierte die empörte Menge.

Von der Zerrüttung in den Reihen ihrer Gegner profitiert die syrische Armee. Vor zwei Wochen starteten Assads Soldaten um Homs eine neue Offensive. Das Regime kann sich ebenfalls auf radikale Hilfstruppen aus dem Ausland stützen - die schiitischen Hisbollah-Kämpfer aus dem Libanon. "Wir haben das Meer vor uns und den Feind hinter uns", klagt ein Stammesführer aus Raqqa, der sich vor den sunnitischen Radikalen auf der Rebellenseite in die Türkei geflüchtet hat. "Die Freie Syrische Armee aber kann nicht an zwei Fronten gleichzeitig kämpfen."