Ist nach den vier publik gewordenen Missbrauchsfällen im Jugendstrafvollzug zu erwarten, dass weitere Fälle ans Tageslicht kommen?

BEATRIX KARL: Uns sind diese vier Verdachtsfälle bekannt, die auch sofort angezeigt wurden. Jeder Fall ist einer zu viel und wir tun alles, um solche Fälle in Zukunft zu vermeiden.

Was halten Sie von der Forderung nach der Wiedereinführung des Jugendgerichtshofs?

BEATRIX KARL: Das ist eine rein ideologische Forderung. Mir ist es wichtig, die Zustände im Jugendstrafvollzug allgemein zu verbessern. Es gibt schon heute eigene Jugendabteilungen bei Gericht, eigene Jugendgruppen bei der Staatsanwaltschaft und die Jugendabteilungen im Gefängnis mit jeweils besonders geschulten Mitarbeitern, also absoluten Profis.

Nach der jüngsten Razzia in der Justizanstalt Josefstadt stehen auch Justizbeamte im Verdacht, Drogen und Handys ins Gefängnis geschmuggelt zu haben: Sind das Einzelfälle oder Systemfehler?

BEATRIX KARL: Sofort, als die Vorwürfe bekannt wurden, hat die Vollzugsdirektion Anzeige erstattet. Deswegen wird nun von der Staatsanwaltschaft ermittelt. Die Hausdurchsuchungen waren Teil dieser Ermittlungen. Vermeiden wir Vorverurteilungen und schauen wir, was die Ermittlungen ergeben.

Sollte es eine Untersuchungskommission zu den jüngsten Vorfällen geben?

BEATRIX KARL: Alle Verdachtsfälle wurden sofort angezeigt, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Ich habe volles Vertrauen in die Arbeit der Staatsanwaltschaften - da braucht es keine Untersuchungskommission. In Zukunft müssen solche Vorfälle sofort der Vollzugsdirektion wie dem Ministerium gemeldet werden.