KAIRO. Die wenigen ausländischen Reporter hatten die Islamische Republik noch nicht betreten, da wussten sie schon, wann spätestens sie wieder raus zu sein haben: Samstagvormittag, zwölf Stunden nach Schließung der Wahllokale. Denn diesmal will das iranische Regime keine Augenzeugen, sollte es wie 2009 wieder zu Straßenunruhen gegen neuerliche Wahlmanipulationen kommen.

Ende letzter Woche wurden lediglich 150 Journalisten aus 25 Staaten eingelassen, ein Rinnsal verglichen zu der üblichen Medienpräsenz bei Präsidentschaftswahlen in Ländern mit Pressefreiheit. Über 95 Prozent aller Visumanträge wurden abgelehnt oder einfach ignoriert, um "zionistische Spione" fernzuhalten, wie der zuständige Minister Mohammad Hosseini zur Begründung erklärte.

Die wenigen ausländischen Reporter sind alle in einem einzigen Hotel untergebracht und werden mit offiziellen Bussen durch die Hauptstadt kutschiert. Sie haben ständig Aufpasser an ihrer Seite, die Kontakte mit der Bevölkerung unterbinden sollen. Jede Wahlkampfveranstaltung und jedes Interview muss bei den Behörden angemeldet und genehmigt werden. Außer Syrien und Nordkorea unterwirft kein Land ausländische Medienvertreter einer so dreisten und fugendichten Überwachung. Denn mit aller Gewalt soll diesmal die Kulisse eines friedlichen Wahlkampfs und zufriedenen Volkes präsentiert werden. Dazu wurden sämtliche erfahrenen Nahost-Korrespondenten ausgesperrt, weil sie über eigene Kontakte und Zugänge verfügen.