Sie kommen gerade von einer Geschäftsreise aus Istanbul. Wie haben Sie die letzten Tage dort erlebt?

MANFRED KAINZ: Direkt vor unserem Hotel in der Nähe des Taksim-Platzes wurden den ganzen Tag über Straßensperren errichtet. Die Demonstranten haben aus niedergerissenen Plakatwänden und herausgerissenen Pflastersteinen Sperren gebaut, damit die Lkw mit den Wasserwerfern nicht durchkommen. Die Polizei ist daraufhin mit Baggern angerückt und hat sie aus dem Weg geräumt.

Und dann?

KAINZ: In der Nacht ist es zu heftigen Zusammenstößen gekommen. Es hat an allen Ecken und Enden gebrannt. Man hat keine Vorstellung, wie schnell sich Massen bewegen können. Binnen zehn Minuten waren tausende Demonstranten da. Die Polizei ist mit großer Brutalität gegen sie vorgegangen.

Im Hotel war es sicher?

KAINZ: Ja, aber das Tränengas hat sich bis ins Hotel ausgebreitet. Die Lobby, die Bar - alles voller Rauch. Und auch in mein Zimmer im dritten Stock ist er durch die geschlossenen Fenster gekommen. Das hat wahnsinnig in Augen und Nase gebrannt, dass an ein Schlafen fast nicht zu denken war. Außerdem gab es die ganze Nacht über viel Lärm von der Straße.

Wie sind Sie am nächsten Tag zum Flughafen gekommen?

KAINZ: Abholservice ist keines durchgekommen. Aber mein Taxifahrer hat viele Schlupfwege und Seitengassen verwendet. Wir sind beispielsweise durch den Hof eines Spitals und über einen Parkplatz eines Autohändlers ausgewichen.