Warum bedarf es nach dem spektakulären Schadenersatzurteil plötzlich flächendeckender Zugangsregelungen? KARLHEINZ TÖCHTERLE: Wenn der Staat dafür verantwortlich gemacht wird, dass die Studierenden zeitgerecht studieren können, geht es nur mit flächendeckenden Zugangsregelungen. Solange die Unis jeden Studierenden aus der ganzen Welt nehmen müssen, kann man nie garantieren, dass es in einem Fach nicht zu viele Studierende angesichts begrenzter Kapazitäten gibt.

Für jedes einzelne Studium? TÖCHTERLE: Ja, für jedes Studium. Ich rede von Zugangsregeln, nicht von Beschränkungen. Es gibt viele Studien, wo man keine Beschränkungen braucht, weil es genügend Plätze gibt. Regeln muss man den Zugang überall, das planen wir auch mit der Studienplatzfinanzierung.

Wie sollen die Zugangsregeln aussehen? TÖCHTERLE: Wir haben in fünf stark nachgefragten Fächern damit begonnen. Das Zauberwort ist die Studienplatzfinanzierung. Man gibt den Unis für eine bestimmte Anzahl von Plätzen die Mittel, um es Studierenden zu ermöglichen, zeitgerecht ein Studium zu absolvieren.

Wo besteht Handlungsbedarf? TÖCHTERLE: Wir haben etwa zwölf stark nachgefragte Fächer. Es war schon sehr mühsam, das dem Koalitionspartner abzuringen. Mit Geld allein ist die Sache nicht lösbar. Der Staat gibt heute wesentlich mehr Geld für Universitäten aus als reiche Länder wie Frankreich, Deutschland, die Niederlande. Wir liegen weit über dem EU-Schnitt. Irgendwo sind auch bei uns die Geldmittel begrenzt.

Verbunden mit Aufnahmetests? TÖCHTERLE: Wenn die Nachfrage größer ist, gibt es Aufnahmeverfahren. Das ist weltweit so.

Ist der Numerus clausus ein Thema? TÖCHTERLE: Das ist kein Thema. Die Maturanote ist zwar aussagekräftig und kann mit einfließen in die Beurteilung. Sie als einziges Kriterium herzunehmen, ist nicht die Lösung.

Was halten Sie von einer Knockout-Prüfung? TÖCHTERLE: Es gibt weltweit unterschiedliche Lösungen. Die besten Unis führen sehr ausgiebige Gespräche mit den angehenden Studenten. Das kostet Zeit, aber es ist machbar und sehr wertschätzend. Eine punktuelle Prüfung mit Multiple Choice ist sicher nicht optimal.

Ist der Zuzug der ausländischen Studenten ein Problem? TÖCHTERLE: Universitäten leben von der Internationalität. Ausländische Studierende sind uns sehr willkommen. Noch willkommener wären sie, wenn sie einen Beitrag zur Finanzierung leisten. Derzeit zahlt ausschließlich der österreichische Steuerzahler.

Das lässt sich nicht lösen? TÖCHTERLE: Doch, wenn man auch von den Österreichern einen maßvollen Studienbeitrag einhebt. Jene, die sozial bedürftig sind, erhielten Stipendien.

Würden Sie gern der nächsten Regierung angehören? TÖCHTERLE: Ja, ich stünde zur Verfügung.