Frau Burgstaller, Sie machen Hausbesuche. Was bekommen Sie denn da zu hören, wenn die Tür aufgeht.

GABI BURGSTALLER: Oft höre ich: "Das gibt's ja gar nicht!" Am Freitagnachmittag erwartet niemand, dass die Landeshauptfrau vor der Tür steht, wenn's klingelt.

Unfreundliche Reaktionen bekommen sie nicht?

BURGSTALLER: Nein, es hat mir noch nie jemand die Tür zugeschlagen, noch nie. Ich glaube, wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück.

Verstehen die Leute, warum Sie geblieben sind nach dem Skandal?

BURGSTALLER: Glauben Sie mir, es macht einem schwer zu schaffen, wenn das Vertrauen in die Verwaltung so erschüttert wird. In so einer Situation sagen viele Menschen, ich bin weg. Ich habe es als meine Aufgabe gesehen, aufzuräumen und dafür zu sorgen, dass wir nach Möglichkeit ohne finanziellen Verlust aus dem aussteigen können. Ich hätte es auch als Gebot der Stunde gesehen, dass alle zusammenarbeiten, vor allem die Landesregierung.

Ihr Stellvertreter Wilfried Haslauer hat Neuwahlen gefordert.

BURGSTALLER: Ich war mehr als erstaunt, dass seine erste Handlung war, die Regierung aufzukündigen. Die Opposition war in der Situation verlässlicher als der eigene Regierungspartner. Ich habe mit den Oppositionsparteien viele wichtige Entscheidungen durchsetzen können.

Gegen die ÖVP?

BURGSTALLER: Die ÖVP hat zu guter Letzt immer mitgemacht, aber erst nachdem sie gemerkt hat, es gibt eine überragende Mehrheit dafür, das alles endlich zu tun.

Ihre Gesprächsbasis mit Wilfried Haslauer scheint zerstört.

BURGSTALLER: Ich gebe zu, auf meiner Seite ist die Enttäuschung sehr groß.

Sie reagieren sehr emotionell.

BURGSTALLER: Weil Herr Haslauer so eine Show abzieht. Seine Aussage, er habe von nichts gewusst und ich hätte alles wissen müssen, ist so infam, weil er von sich immer sagt, er sei besonders gründlich und schaue immer besonders genau hin.

Aber das Finanzressort lag und liegt in der Verantwortung Ihrer Partei.

BURGSTALLER: Ich sehe es so, dass wir eine gemeinsame Verantwortung haben. Immerhin sind all diese Geschäfte in der ÖVP-Zeit begonnen worden. Man könnte auch sagen, wir sitzen jetzt in einem Boot beim Aufräumen.

Sie haben immer wieder Zweifel an ihrem Beruf geäußert. Was ist so schrecklich an der Politik?

BURGSTALLER: Es gibt wenige Berufe, die so abwechslungsreich sind wie der eines Politikers. Keine Stunde gleicht der anderen. Was ich in der Politik mittlerweile unerträglich finde, ist der Umgang miteinander. Dass man vor der Wahl einen Wettbewerb der besseren Ideen ausruft, finde ich verständlich. Letztklassig sind Abwertungen und persönliche Diffamierungen, all das, was halt leider in der Politik üblich geworden ist.

Wenn sie nicht gewinnen, hören sie auf?

BURGSTALLER: Ja.

Wissen Sie, was Sie dann tun?

BURGSTALLER: Dafür habe ich keine Zeit. Aber jeder Mensch hat viele Träume, die er noch verwirklichen will.

Eine Koalition mit der ÖVP ohne Haslauer könnten Sie sich im Fall eines Sieges vorstellen?

BURGSTALLER: Die Enttäuschung ist sehr groß. Ich strebe keine klassische Koalition an, weil ich die Sorge habe, dass die alten Machtmechanismen wieder beginnen. Wenn ich etwas gelernt habe, dann, dass es der ÖVP machtpolitisch am Wichtigsten ist, bestimmte strategische Position zu besetzen. Das möchte ich nicht mehr.

Sie haben sich einen Nachfolger herangezogen, David Brenner. Der Finanzskandal zwang ihn zum Rücktritt. Haben Sie wieder jemanden im Auge?

BURGSTALLER: Das werde ich Ihnen jetzt nicht sagen, aber ich habe das in meinem Leben immer gemacht. Keiner braucht sich einzubilden, er sei unersetzbar.

Ihr wichtigstes Projekt, wenn Sie gewinnen?

BURGSTALLER: Eine große Verwaltungsreform: Ich will zusammenlegen was zusammengehört, im Bereich der Ressorts, der Abteilungen. Aber mein persönlich wichtigstes Projekt ist eine Gesundheitsreform. Zielsetzung ist, auf allen Gebieten die besten zu werden.

Sehr ehrgeizig.

BURGSTALLER: Ja, aber die Chancen, Veränderungen durchzuführen, waren noch nie so groß wie jetzt, weil es keine Ausreden mehr gibt.

Sie wirken gar nicht resignativ.

BURGSTALLER: Nein, ich bin nur müde. Es ist aber meine Stärke, die ganze Energie zu mobilisieren, wenn ich sie brauche.