Noch war Zypern nicht gerettet, da hatten die Amerikaner schon das nächste Opfer gesichtet. Die marode Mittelmeerinsel sei "aber so etwas von vorige Woche", schrieb nicht frei von Häme die "Washington Post". Nun drohe Slowenien der nächste Kandidat für den EU-Rettungsschirm zu werden.

Kandidat ist das Zwei-Millionen-Einwohner-Land schon seit Monaten. Alarmstimmung rief jetzt hervor, dass die Republik für Anleihen mit zehn Jahren Laufzeit in der vorigen Woche 5,4 Prozent Zinsen zahlen musste. Aber die zyprische Dramatik fehlt dem Fall. Denn der Zinssatz war für Slowenien nur vorübergehend Anfang Januar unter fünf Prozent gefallen. Von einem "Kollaps", wie in Zypern, war nie die Rede.

Politisches Versagen

Dass es nicht gut steht um Slowenien hat neben handfesten wirtschaftlichen vor allem politische Gründe. Zum Erstaunen der Finanzmärkte war es im Vorjahr der Premier selbst gewesen, der sein Land als Kandidaten für den Rettungsschirm anmeldete - während seine Amtskollegen in anderen gefährdeten Ländern alles taten, die Gefahr herunterzuspielen. Das Geheimnis war politischer Natur: Premier Janez Jan?a brauchte die Aufregung, um seine Sparpolitik durchzusetzen.

Das Sparvorhaben gelang nur teilweise. Zwar wurde das Rentenalter für beide Geschlechter auf 65 angehoben, auch ein Sparhaushalt mit Stellenabbau und Gehaltskürzung im öffentlichen Dienst kam durch. Weitere Einschnitte waren gegen die Proteste von Gewerkschaften und zornigen Bürgern nicht mehr durchsetzbar. Der Vorwurf der persönlichen Bereicherung trieb Jan?a letzten Monat aus dem Amt.

Jan?as Nachfolgerin im Amt, die Finanzexpertin Alenka Bratu?ek, steht vor der Frage, ob sie die Politik ihres Vorgängers weiter treiben oder korrigieren soll - und je dramatischer die Lage, desto riskanter ein Kursschwenk.

Anders als in Zypern ist es in Slowenien die Realwirtschaft, die die Krise der Banken verursacht hat, nicht umgekehrt: In Slowenien liegt das Verhältnis von Bruttoinlandsprodukt zum Finanzsektor bei eins zu 1,25, im Schwarzgeldparadies Zypern bei eins zu acht. Im Vorjahr wurde der Finanzbedarf der maroden drei größten slowenischen Banken auf eine Milliarde Euro geschätzt, die höchste Schätzung für 2013 beläuft sich auf drei Milliarden. Bisher hat Slowenien die nötigen Beträge aus Haushaltsmitteln aufgebracht. Zypern dagegen bekommt von seinen Rettern zehn Milliarden.

Zur großen Bankenrettung durch Europa gibt es noch Alternativen. So könnte die Regierung für wichtige Kredite Ausfallgarantien übernehmen; für 2014 wird Slowenien wieder ein moderates Wachstum vorhergesagt. Zum anderen könnte Ljubljana statt der Banken gleich die notleidenden Unternehmen sanieren, was billiger käme - den Ski-Hersteller Elan etwa, den Autozulieferer Cimos, die Fluglinie Adria Airways, die Schuhfabrik Peko oder Fotona, einen Hersteller von Lasersystemen. Die Zahl der Firmen ist überschaubar.