Die Meinungsverschiedenheiten zwischen SPÖ und ÖVP häufen sich. Hat der Wahlkampf für die Nationalratswahl im Herbst endgültig begonnen? WERNER FAYMANN: Das hat man schon vor einem halben Jahr gesagt.

Aber es spitzt sich zu. FAYMANN: Ich bin stolz darauf, dass die Periode die vollen fünf Jahre dauert. Dass niemand dem anderen ausgerichtet hat "Es reicht!", wir ziehen den Wahltermin nach vorne, weil die Umfragen gerade gut für uns stehen. Was aber natürlich nicht heißt, dass wir uns als Parteien nicht inhaltlich unterscheiden. Meine Aufgabe als Regierungschef ist es nicht, das Parteiprogramm der ÖVP und jenes der SPÖ zu einem zusammenzufassen.

Gut, kein gemeinsamer Text, aber eine gemeinsame Willensbildung wäre zielführend. FAYMANN: In der Regierung schaffen wir sie ohnehin meistens. Beim Lehrerdienstrecht streiten wir ja beispielsweise gar nicht untereinander, sondern wir haben einen Punkt mit der Personalvertretung offen.

Fritz Neugebauer hat da als Gewerkschaftsvorsitzender bereits ausrichten lassen, dass er eine Einigung vor der Wahl für illusorisch hält. FAYMANN: Bei allem Respekt: Nach dem Herrn Neugebauer haben wir uns noch nie gerichtet.

Er aber auch nicht nach den jeweiligen Regierungen. Er setzt sich meisten durch. FAYMANN: Er gehört jedenfalls nicht zu meinem Regierungsteam und ich bin auch froh, dass ihn die ÖVP nicht nominiert hat, weil ich das Gefühl habe, wir brauchen in diesem Land etwas mehr Reformbereitschaft, als er zeigt. Ein Ergebnis muss noch vor der Wahl da sein.

Mit Neugebauer führen Sie auch an einer anderen Front Krieg . . . FAYMANN: Ich führe keine Kriege.

Jedenfalls fordert er, noch vor dem Sommer eine Gehaltserhöhung für den Öffentlichen Dienst für 2014 zu beschließen, weil er befürchtet, es geht sich nach der Wahl nicht mehr aus. FAYMANN: Dass jemand auf die Idee kommt, dass man die Verhandlungen mitten im Wahlkampf führt - da muss ich lachen. Es geht sich im Herbst gut aus.

Der Punkt wird Chefsache? FAYMANN: Ja, das mache ich, wenn es notwendig wird, mit Michael Spindelegger gemeinsam.

Vor der Nationalratswahl gibt es noch zwei Landtagswahlen. Wie entspannt blicken sie denen entgegen?

FAYMANN: Landtagswahlen sind keine Nationalratswahl. Die Bürger unterscheiden da sehr genau. Jeder, der versucht, etwas von einem Ergebnis auf ein anderes abzuleiten, wird sich schön irren.

Befürchten Sie nicht, dass das Finanzdebakel in Salzburg der SPÖ den Landeshauptmann kostet?

FAYMANN: Wenn Fehler passieren - was in Salzburg offensichtlich ist, ob mit krimineller Energie oder nicht werden die Gerichte klären - ist es nicht das Erste, nach Neuwahlen zu rufen, wie es VP-Vizelandeshauptmann Wilfried Haslauer gemacht hat. Einfach zu glauben "Jetzt trifft's die Frau Landeshauptmann, jetzt ist mein Tag gekommen." - So etwas finde ich nicht in Ordnung. Da fällt mir immer ein: wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.

Und Tirol: Gibt's dort überhaupt noch eine SPÖ? FAYMANN: Die SPÖ in Tirol ist eine Gruppe engagierter Bürgermeister, die glaube ich ganz gut im Wahlkampf unterwegs ist. Ich hoffe sehr, dass wir Wähler zurückgewinnen können, denen Arbeitnehmerschutz wichtig ist und die von Fritz Dinkhauser enttäuscht sind.

Der neue Verteidigungsminister Gerald Klug hat zuletzt gemeint, er sei gekommen, um zu bleiben. Ist er auch für Sie ein Fixstarter in einem künftigen SPÖ-Regierungsteam. FAYMANN: Ja, absolut. Ein Minister, der sagen würde, er will nur bis zur Wahl im Amt bleiben, den würde ich sowieso ablösen.