Stundenlang standen schwarze Rauchwolken über dem Zentrum von Kairo, Hubschrauber kreisten am Himmel, während eine aufgebrachte Horde von Al-Ahly-Ultras von ihrem Vereinsgelände in Zamalek über die Nil-Brücke in Richtung Innenministerium zog. Zuvor hatten sie den luxuriösen Klub der Polizeioffiziere sowie die Zentrale des ägyptischen Fußballverbands in Brand gesteckt und Vitrinen mit Pokalen geplündert. Der neokoloniale Gebäudekomplex nahe dem Kairo-Tower auf der Insel Gezira brannte lichterloh, während Ahly-Ultras die Feuerwehr mit Molotowcocktails am Einsatz hinderten. Zwei Armeehubschrauber gelang es schließlich, das Feuer aus der Luft zu löschen. Vor dem Parlament und dem Innenministerium nahe dem Tahrir-Platz fuhren Panzer auf. Mindestens eine Person starb bei den Krawallen.

Samstagmorgen hatte der Vorsitzende Richter Sobhi Abdel-Maguid live im Staatsfernsehen die übrigen Urteile im Prozess um das Massaker im Stadion von Port Said verkündet, bei dem vor einem Jahr 72 Menschen ums Leben gekommen waren. Er bekräftigte erneut die bereits am 26. Januar gefällten Todesurteile und erklärte, die Verurteilten sollten am Galgen sterben. Weitere fünf Angeklagte bekamen lebenslänglich. Gegen alle Urteile ist Revision möglich. Die Ultras in Kairo brachte vor allem in Rage, dass sieben der neun Polizeioffiziere freigesprochen wurden, ebenso wie zwei der drei mitangeklagten Verantwortlichen des Gastgeberklubs Al Masry.

Unterdessen hat sich der Großstreik der Polizei auf zehn der 29 Provinzen Ägyptens ausgeweitet. In immer mehr Städten verriegeln die Polizisten ihre Wachen und gehen einfach nach Hause. In Kairos Stadtteil Dokki skandierten Beamte: "Nieder mit dem Innenminister, nieder mit den Muslimbrüdern!" In Mursis Heimatstadt Zagazig im Nildelta weigerten sich die Uniformierten weiterhin, das Privathaus des Präsidenten zu bewachen. Die Beamten fordern modernere Ausrüstung und Waffen, um sich besser gegen Krawallmacher schützen zu können.