Auf Wiedersehen" heißt slowakisch "Dovidenia", aber tschechisch "Na shledanou". Diesen Unterschied zwischen den sonst sehr ähnlichen Sprachen der einst in der gemeinsamen Tschechoslowakei vereinten Geschwisternationen kennt jeder, der um Mitternacht das öffentlich-rechtliche Fernsehen der Slowakei verfolgt. Da werden nämlich jeden Tag zum Sendeschluss wie in den Zeiten des gemeinsamen Staates die tschechischen Nachrichten aus dem Prager Hauptabendprogramm wiederholt.

Tschecho-Slowakischer" Superstar

TV-Zuseher vor allem in der Slowakei, aber auch in Tschechien, erleben tagtäglich eine Wiedervereinigung der beiden vor 20 Jahren staatlich getrennten Nationen auf dem Unterhaltungssektor. Wenn Deutschland seinen "Superstar" sucht, dann suchen ihn Tschechien und die Slowakei schon seit Jahren gemeinsam als "Tschecho-Slowakischen" Superstar - allerdings mit Bindestrich als Hinweis, dass es den gemeinsamen Staat nicht mehr gibt. Das Gleiche gilt für eine ganze Reihe internationaler Unterhaltungsshows, die beide Länder längst gemeinsam abwickeln, als hätte es die staatliche Trennung nie gegeben.

Kurzum: Man hat einander in beiden Landesteilen wieder recht gern. Eine gemeinsame Fußballliga ist seit Jahren angedacht, bisher aber am Widerstand der UEFA gescheitert. Auch eine lange Zeit realistischer scheinende gemeinsame Eishockeyliga bleibt weiterhin nur eine Idee. International wenig bemerkt haben die beiden Länder allerdings gemeinsame Truppen für internationale Militärmissionen von UNO und Nato zusammengestellt.

Fast niemand verstand vor 20 Jahren die Trennung zum Jahreswechsel 1992/93. Klar war nur allen: Beide Landesteile hatten sich nach dem Ende des Sozialismus und dem Zerfall des Warschauer Paktes auseinandergelebt. Umfragen zeigten 1992 in beiden Landesteilen klare Mehrheiten gegen die Staatstrennung. Die Machtpolitiker Václav Klaus (Tschechien) und Vladimir Meciar (Slowakei), die in ihren jeweiligen Landesteilen die Wahlen gewonnen hatten, zogen es vor, ohne Referendum den Staat zu teilen, anstatt mühsam einen Kompromiss zu finden.

Befürchtungen widerlegt

Gerade die anfangs wirtschaftlich rückständige Slowakei widerlegte nicht nur alle Befürchtungen, allein kaum überlebensfähig zu sein, sondern wurde sogar zur am schnellsten wachsenden Volkswirtschaft der EU in den Jahren seit ihrem EU-Beitritt 2004. Während die Slowakei seit 2009 sogar Mitglied der Euro-Zone ist, fühlt sich Tschechien gerade durch seine währungspolitische Unabhängigkeit stark.

In beiden Ländern überwiegen heute in Umfragen jene Antworten, die zugleich Sympathie für den alten gemeinsamen, aber auch Stolz auf den neuen unabhängigen Staat bezeugen.