Was im Kreml als "Part of the Game" betrachtet wird, muss Gérard Depardieu vermutlich erst herausfinden. Einen russischen Pass zu bekommen geht für ihn aber offenbar auch ohne klare Gegenleistung leicht: "Falls Gérard eine Aufenthaltsgenehmigung oder einen russischen Pass haben möchte, ist das eine ausgemachte Sache", verkündete Russlands Staatspräsident Wladimir Putin Donnerstag in Moskau. Der Kreml-Chef betonte, er habe enge freundschaftliche Beziehungen mit dem Schauspieler - "obwohl wir uns wenig sehen". Depardieu hatte angekündigt, aus Empörung über Äußerungen des französischen Regierungschefs Ayrault im Zusammenhang mit dem Steuerstreit seinen Pass abgeben und nach Belgien ziehen zu wollen. Ayrault hatte Depardieus geplante Flucht vor den erhöhten Spitzensteuersätzen in Frankreich als "erbärmlich" bezeichnet.

Putin unterbreitete sein amikales Angebot im Rahmen einer mehr als vierstündigen Jahrespressekonferenz vor Hunderten Journalisten aus aller Welt, die der seit seiner umstrittenen Wiederwahl angeschlagene Präsident in erster Linie dafür nutzen wollte, Spekulationen über seinen Gesundheitszustand zu zerstreuen. Der 60-Jährige, der sich gern als Sportskerl inszeniert, hatte zwei Monate lang keine Auslandsreisen unternommen und beim Gehen den Fuß nachgezogen, was Berichte über eine Wirbelsäulenerkrankung zur Folge hatte. Diese Gerüchte seien falsch, erklärte Putin nun gestern, sie dienten einzig der Opposition, die die Effizienz der Regierung zur Diskussion stelle.

Weltuntergang

Zur Sprache kam auch der Weltuntergang: Auf die Frage eines russischen Journalisten, ob er absichtlich seine Pressekonferenz auf den 20. Dezember gelegt habe, um "ein Fazit der Entwicklung der gesamten Menschheit zu ziehen", erklärte Putin: "Ich weiß, wann das Ende der Welt kommt - in etwa viereinhalb Milliarden Jahren." Vorwürfe, das russische politische System sei autoritär, wies Putin, der seit 13 Jahren an der Macht ist, mit der gewohnten Kaltschnäuzigkeit zurück. "Der beste Beweis ist meine Entscheidung, meinen Posten als Premier nach zwei Amtszeiten zu verlassen", sagte der Präsident. Hätte er den Weg des Autoritarismus gewählt, hätte er die Verfassung geändert.