Was sagen Sie Berufsheer-Kritikern, die Rekrutierungsengpässe befürchten?

NORBERT DARABOS: Die Zweifel verstehe ich nicht. Länder, die kürzlich auf ein Berufsheer umgestellt haben, zeigen, dass es viel mehr Bewerber gibt als Plätze. Wir brauchen die 9.300 Profi-Milizsoldaten ja nicht von einem Tag auf den anderen, sondern etappenweise und ich gehe davon aus, dass wir 5.000 sofort hätten - vor allem durch das Anreizsystem mit den 5.000 Euro im Jahr.

Auch an der zweiten "Front" gibt es Skepsis: Ob sich genug Kandidaten für den Zivildienst-Ersatz, das Sozialjahr, melden.

DARABOS: Ich bin sicher, dass wir die 8.000 finden, weil das Angebot gegenüber dem Zivildienst ausgeweitet ist, ein altersmäßig breiteres Publikum angesprochen wird und es eine bessere Bezahlung gibt. Wenn wir das nicht schaffen, dann sage ich "Gute Nacht, soziales Österreich!"

Und die Bedenken, dass beide neuen Modelle am Ende mehr Geld kosten würden?

DARABOS: Wir haben im derzeitigen System 12.700 Berufssoldaten. Im neuen System haben wir 8.500. Auf der anderen Seite würden wir von 1.600 auf 7.000 Zeitsoldaten aufstocken, bei den Zivilbediensteten aber von 8.400 auf 6.500 runterfahren. Damit sinken die Personalkosten. Parallel fallen die Kosten für die Grundwehrdiener weg, die 200 Millionen jährlich ausmachen. Wo da eine Verteuerung sein soll, entschließt sich meinen Rechenkünsten.

Zwei Drittel der Bevölkerung glauben laut Umfragen, dass ohnehin alles so bleibt, wie es ist.

DARABOS: Ich sehe ein 50:50-Rennen. Es wird darauf ankommen, die Angstmache der Gegner des neuen Systems zu entlarven und deren emotionale Argumente ad absurdum zu führen. Von den Anhängern des jetzigen Systems wird das Bundesheer ja zur hehren Schule der Gesellschaft hochstilisiert. Das kann das Bundesheer nicht leisten, dafür ist es auch nicht vorgesehen. Wir müssen die Menschen überzeugen, dass es nicht Ersatz für Eigenverantwortung, für die Schule, für die Familie ist.

Hannes Androsch ist zwar einer ihrer Frontkämpfer, hat sich aber kritisch über die Fragestellung geäußert. Die Menschen würden sich "gefrotzelt fühlen" ob der simplen Frage zu einem komplexen Thema. Verstehen Sie seinen Unmut?

DARABOS: Ich halte die Frage für legitim, sie ist nicht so schwer zu verstehen und den Menschen zumutbar. Man soll sie nicht unterschätzen.

Wie wollen Sie den Führungskader im Bundesheer überzeugen, geschlossen für Sie zu marschieren?

DARABOS: Wir leben in einer Demokratie, wo jeder das Recht auf freie Meinungsäußerung hat. Ich bin zwar nicht sehr glücklich, wenn Generäle politisch agieren, was manche derzeit tun. Aber ich muss nicht die Generalität überzeugen, sondern die Bevölkerung.