Nunmehr bald 70 Jahre erfreuen wir uns in Europa des Friedens. Er ist dem Sicherheitsschirm der USA und der europäischen Integration zu danken. So ist auch der Kalte Krieg friedlich zu Ende gegangen. Allerdings sind in der Zwischenzeit andere sicherheitspolitische Gefahren und Herausforderungen entstanden: Terrorismus, die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen, Ressourcenunsicherheit, unerwünschte Migration oder Cyber-Attacken.

Dies ist die Problemstellung einer gemeinsamen europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik, zu der auch Österreich einen angemessenen Beitrag leisten können muss. Die USA haben in der Zwischenzeit andere Orientierungsschwerpunkte und Probleme, sodass sich Europa sicherheitspolitisch emanzipieren muss. Damit ist aber auch die Sinnfrage, ob wir ein Bundesheer benötigen, beantwortet. Davon geht auch die neue österreichische Sicherheitsstrategie der Bundesregierung vom 1.3.2011 aus. Es gilt der Grundsatz, dass jedes Land eine Armee hat, die eigene – oder eine andere.

Die militärtechnologischen Entwicklungen erfordern eine professionelle Ausbildung, verbunden mit ständigem Training. Mit einem zwingenden Wehrdienst von wenigen Monaten ist dies nicht zu erreichen. Die durch die Reduktion des Grundwehrdienstes auf sechs Monate systembedingte hohe Anzahl an sogenannten Systemerhaltern kommt noch dazu. Durch den hohen Verwaltungs- und Ausbildungsaufwand wird das Bundesheer auf dem Weg zur erforderlichen Einsatzarmee blockiert. Das System ist "ausgereizt" und bedarf einer grundlegenden Reform. Eine Beibehaltung der Wehrpflicht würde das "Hamsterrad" prolongieren, um nicht zu sagen, beschleunigen.

Von den 27 EU-Mitgliedstaaten haben inzwischen 21 ein freiwilliges professionelles Berufsheer eingerichtet. Dies ist auch bei uns überfällig. Auch für den hochqualifizierten Katastropheneinsatz bedarf es der Professionalität, um mit den hochtechnischen Großgeräten umgehen zu können. Aus dem Zivildienst ist ein großer Sozialhilfedienst entstanden. Aber auch hier ist ein Mindestmaß an Professionalität erforderlich. Gerade beim Dienst an hilfsbedürftigen Menschen ist Zwang keine gute Voraussetzung. Ein freiwilliges bezahltes Sozialjahr für 8000 Personen würde diese wichtigen Aufgaben ungleich besser und wirkungsvoller erfüllen. Der demografische Rückgang der jungen Österreicher führt dazu, dass wir in fünf Jahren nicht mehr genügend junge Leute haben, um beide Systeme im heutigen Umfang zu betreiben.

Profi-Heer und freiwilliges bezahltes Sozialjahr sind durchdachte Modelle und zukunftsfähiger als alle anderen bisherigen Vorschläge.