Das bestätigte auch eine Blitzumfrage des Senders CNN unter registrierten Wählerinnen und Wählern, die die Debatte vor dem Bildschirm verfolgt hatten. 67 Prozent der Befragten erklärten den Republikaner zum Sieger der Debatte. Nur 25 Prozent sahen Obama vorn.

Ob sich dieser Erfolg für Romney längerfristig positiv auswirken wird, ist derzeit noch unklar. Das wird erst in einigen Tagen feststehen. Zuletzt hatte der Republikaner in den Umfragen deutlich hinter Obama zurück gelegen. Zudem haben Fernsehdebatten, die in den USA seit 1960 veranstaltet werden, nur selten den Wahlausgang bestimmt. Gleichwohl dürfte das Rennen um das Weiße Haus nun wieder etwas offener sein.

Romney zeigte sich während der 90-minütigen Übertragung aus der Universität von Denver im US-Bundesstaat Colorado deutlich angriffslustiger als Obama. Der US-Präsident wirkte erstaunlich zurückhaltend und attackierte Romney kaum. Mit keinem Wort erwähnte Obama zum Beispiel das Video, über das in den USA seit einigen Tagen heftig diskutiert wird. Darin bezeichnet Romney 47 Prozent der Amerikaner als Menschen, die ihr Leben nicht in den Griff bekämen und lieber von Staatszuwendungen abhängig seien. Ebenso wenig kam Obama auf Romneys Vergangenheit als Manager des Finanzinvestors Bain Capital zu sprechen. Über Monate hinweg hatte Obamas Wahlkampfteam versucht, den Republikaner deswegen als abgehobenen Multimillionär darzustellen, der die Nöte der einfachen Leute nicht verstehe.

Romney strich die Führungsqualitäten hervor

Das Ergebnis der CNN-Umfrage im Anschluss an die Debatte stützte die These, dass es Romney während der Fernsehübertragung besser als Obama gelang, auf seine Führungsqualitäten hinzuweisen. 58 Prozent der befragten Wähler erklärten, Romney sei für sie die bessere Führungspersönlichkeit. Obama kam nur auf 37 Prozentpunkte.

Inhaltlich bot die Debatte wenig Neues. Obama verwies erneut darauf, dass er das Präsidentenamt zu einer Zeit angetreten habe, in der sich die USA in einer der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrisen ihrer Geschichte befanden. Gemessen daran habe er viel erreicht, sagte Obama und versprach in einem Schlussstatement: "Ich habe jeden Tag in den vergangenen vier Jahren für die Mittelschicht gekämpft." Das wolle er auch weiter tun.

"Die Mittelschicht wird ausgequetscht"

Romney dagegen nutzte die Debatte, um Obama wegen dessen Wirtschaftspolitik hart anzugehen. "Ich bin mir sicher, wenn der Präsident wiedergewählt wird, dann wird die Mittelschicht weiter ausgequetscht, dann werden die Einkommen sinken und die Steuern steigen." Der Republikaner hatte Obama zuvor mehrfach vorgeworfen, Steuererhöhungen zu planen. Zudem hielt er dem Amtsinhaber vor, seit Amtsantritt im Januar 2009 das staatliche Defizit verdoppelt zu haben.

Der republikanische Bewerber versprach erneut, die Steuern zu senken und in den nächsten vier Jahren zwölf Millionen Arbeitsplätze zu schaffen. Details, wie er das anstellen will, blieb Romney zwar schuldig und wurde dafür von Obama auch kritisiert. Der US-Präsident sagte, Romney wollte reiche Amerikaner entlasten und gleichzeitig die Steuern für die Mittelschicht erhöhen.

Wendepunkt im Wahlkampf?

Romney-Unterstützer sahen in der Debatte einen Wendepunkt im Wahlkampf um den Posten im Weißen Haus in Washington. Das Wahlkampfteam Obamas konterte mit der Erklärung, Romney sei vielleicht Sieger in einem Stil-Wettbewerb geworden. Der US-Präsident dagegen habe sich direkt an das amerikanische Volk gewandt und diesem seine Vorstellung von der Zukunft übermittelt.

Nach den ersten Umfragen zu schließen scheint das jedoch nicht den gewünschten Eindruck im Fernsehpublikum hinterlassen zu haben. Es wurde geschätzt, dass mindestens 50 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer die Übertragung am Mittwochabend verfolgten