Am Ende hat sich dann noch ein prominenter Mensch gefunden, um dem Kandidaten zu helfen. Am späten Donnerstagabend tritt Clint Eastwood auf die Bühne im Tampa Bay Times Forum in Florida vor die Delegierten des Republikaner-Parteitages. "Dirty Harry" ist schon 82 Jahre alt, aber immer noch gut in Schuss. Er sagt, er sei schon immer der Meinung gewesen, dass Rechtsgelehrte nicht Präsidenten werden sollten. Die diskutierten immer soviel und wägten immer ab. Und außerdem habe Barack Obama seine Versprechen nicht gehalten. Also, sagt Eastwood, "ist es jetzt an der Zeit für einen anderen, die Probleme zu lösen. Zeit für einen Businessmann."

Die wichtigste Rede Romneys

So einer steht natürlich bereit. Es ist Mitt Romney, 65 Jahre alt, Multimillionär, Mormone - er will am 6. November Obama aus dem Weißen Haus in Washington vertreiben. Er weiß, dass er jetzt liefern muss. Denn 30, vielleicht 40 Millionen Amerikaner schauen in ihren Wohnzimmern vor dem Fernseher zu, wie er sich hier in Tamapa verkauft. Es ist die wichtigste Rede seines Lebens.

Romney ist nicht auf Krawall gebürstet. Er sagt zwar, Obama habe seine Versprechen nicht gehalten. Deswegen gehe es den Amerikanern heute schlechter als zu dessen Amtsantritt Anfang 2009. Doch er sagt das alles in einem sehr sanften Ton und lächelt dabei milde.

Amerika enttäuscht

Obama, sagt Romney, habe Amerika enttäuscht, "weil er das Land nicht in die richtige Richtung geführt hat." Der Amtsinhaber habe übrigens auch keine Ahnung vom Business. Anders als er selbst natürlich, sagt der Businessmann Romney, der schon vor vielen Jahren eine Private-Equity-Firma gegründet hat. Die besitze inzwischen die Büroartikel-Kette Staples, die Freizeitbekleidungsfirma Sports Authority und Steel Dynamics, einen der größten Stahlhersteller in den USA. "Das sind die wahren amerikanischen Erfolgsgeschichten", sagt Romney und lächelt wieder milde, als die Menge im Saal "USA, USA, USA" skandiert.

Obama dagegen, fährt Romney sanft fort, sei gegen Erfolg. Unerhört sei das, meint Romney: "Wir in Amerika feiern den Erfolg, wir bitten nicht dafür um Entschuldigung." Die Menge dankt es ihm: "USA, USA, USA." Romney hält eine bemerkenswerte leise Rede. Er backt sogar kleine Brötchen. Obama habe vor vier Jahren versprochen, dem ganzen Planeten Erde zu helfen, sagt Romney: "Mein Versprechen ist: Ich werde Ihnen und Ihren Familien helfen."

Fünf-Punkte-Plan

Dazu hat sich Romney einen Fünf-Punkte-Plan ausgedacht, den er im Tampa kursorisch vorstellt, ohne auf Einzelheiten einzugehen. Bis zum Jahr 2020 sollen die USA von Energieimporten unabhängig sein. Die Schulen sollen besser werden, mehr Kinder bessere Bildungschancen erhalten. Er werde - im Gegensatz zu Obama - neue Handelsabkommen mit dem Ausland schließen, um damit US-Exporte zu sichern, sagt Romney. Er werde das gewaltige Staatsdefizit verringern und langfristig den Haushalt ausgleichen. Er werde den Mittelstand fördern, damit dieser Arbeitsplätze schaffen können - ohne Steuererhöhungen, wie sie die andere Seite plane, und unter Beseitigung der vielen störenden Vorschriften, die Obama über das Land gebracht habe. Zwölf Millionen Arbeitsplätze werde das schaffen, verspricht Romney. Das hat zwar schon sein Vizepräsidentenkandidat Paul Ryan am Abend zuvor versprochen - aber doppelt versprochen hält besser.

Romneys Vorstellung vom Amerika der Zukunft ist ein Amerika, das nach den Regeln des Business geführt werden soll, um zum Erfolg zu kommen. Er zeichnet das Bild einer USA AG, die den Staatsbetrieb Barack Obama übernehmen soll.

40 Minuten lang versucht Romney, diese Vorstellung unter das Fernsehvolk zu bringen. Er versucht sich, gut zu verkaufen. Ob er sich aber tatsächlich gut verkauft hat, wird sich erst am 6. November herausstellen.