Der frühere Gouverneur des US-Bundesstaats Massachusetts erhielt beim Parteitag der Republikaner in Tampa/Florida insgesamt 2.061 Delegiertenstimmen - und damit deutlich mehr als die 1.144 Stimmen, die für die Nominierung notwendig gewesen wären.

Minutenlanger Jubel

Wie üblich bei Parteitagen in den USA brachen die mehr als 2.000 Delegierten nach der Verkündung des Ergebnisses in minutenlangen Jubel aus. Das darf allerdings eher als Ritual bezeichnet werden, denn als Ausdruck der völligen Begeisterung für Romney. Der 65-Jährige ist vielen in seiner Partei nach wie vor suspekt - weil er Mormone ist und weil er der inzwischen weit nach rechts gerückten Parteibasis als nicht konservativ genug erscheint.

Romney gilt den Republikanern nicht als Kandidat der Herzen, sondern bestenfalls als Kandidat der Vernunft. Das zeigte sich während der Nominierungsprozedur deutlich am lautstarken Protest der Anhänger von Ron Paul, der während der Vorwahlen im ersten Halbjahr ebenfalls die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner angestrebt hatte. Die Anhänger des radikal-libertären Abgeordneten aus dem Bundesstaat Texas wehrten sich gegen einen Beschluss der Parteiführung, innerparteilichen Kritikern wie Paul bei künftigen Vorwahlen weniger Möglichkeit zur Entfaltung zu geben. Die Buh-Rufe der Paul-Fans konnten aber auch nichts mehr an der Nominierung Romneys ändern.

Der frühere Chef einer Private-Equity-Firma steht im Prinzip seit mehreren Monaten als Obama-Herausforderer fest. Jüngste Umfragen zeigten, dass es derzeit nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen ihm und dem ersten schwarzen Präsidenten der USA aussieht.

Romney liegt allerdings vor allem, wenn nach seiner Beliebtheit im Wahlvolk gefragt wird, weit hinter Obama zurück. Um das zu verändern, wurde Romneys Ehefrau Ann am späten Dienstagabend ans Rednerpult in Tampa geschickt. In einer von den Delegierten begeistert aufgenommenen Ansprache charakterisierte Ann Romney ihren Mann als fürsorglichen Ehemann und liebevollen Familienvater. "Dieser Mann wird euch nicht enttäuschen", sagte Ann Romney: "Ihr könnt Mitt vertrauen". Die Wählerschaft, so das Ziel der Rede, sollte ihre Meinung über den bislang als unnahbar geltenden Kandidaten verändern.

Hurrikan beschäftigt mehr

Ob das gelang, ist unklar. Denn die Republikaner hatten nicht die ungeteilte Aufmerksamkeit des US-Fernsehpublikums, das von der gewaltigen Partei-PR-Schau in Tampa ursprünglich angesprochen werden sollten. Denn zeitgleich zu den Jubelfeiern in Florida bewegte sich der Hurrikan "Isaac" sich auf die US-Golfküste zu und sollte in der Nacht zu Mittwoch auf das Festland prallen. Viele Fernsehanstalten zogen daraufhin Reporter aus Tampa an und schickten sie in das vom Hurrikan bedrohte New Orleans.

Die Berichterstattung über den Republikaner-Parteitag rückte dadurch etwas in den Hintergrund. Der Hurrikan "Isaac" könnte auch den weiteren Verlauf des konservativen Konvents in Florida beeinflussen. Die Veranstaltung, die am Donnerstagabend mit einer Rede des frisch nominierten Kandidaten Romney zu Ende gehen sollte, könnte verkürzt werden. Das hängt entscheidend von den Schäden ab, die "Isaac" an der Küste anrichtet.