Etliche große Arbeitgeber wie der Autobauer PSA Peugeot Citroen haben die Streichung von Tausenden Stellen angekündigt. Für den Fall, dass die Regierung nichts dagegen unternimmt, wollen die Gewerkschaften zu Massenprotesten aufrufen.

In den ersten zweieinhalb Monaten der Amtszeit von Präsident Hollande gab es dafür noch keinen Grund. Im Gegenteil. Das erste Reformpaket der sozialistisch geführten Regierung sieht vor allem Steuererhöhungen für wohlhabende Erben, Spitzenverdiener und Großunternehmen vor. 7,2 Milliarden Euro sollen allein bis Ende des Jahres über Abgabenerhöhungen in die Staatskassen gespült werden, um das Haushaltsdefizit zu senken. Das Pensionsalter für sehr früh ins Arbeitsleben gestartete Franzosen wurde per Dekret wieder von 62 auf 60 Jahre gesenkt.

Ausgabenkürzungen sind in Höhe von 1,5 Milliarden Euro vorgesehen. Allerdings senkten die Regierungsmitglieder öffentlichkeitswirksam ihre eigenen Bezüge. Auch der Präsident verdient künftig 30 Prozent weniger als sein Vorgänger Nicolas Sarkozy. Dessen unbeliebte Reformprojekte wurden kurzerhand eingestampft. Dazu gehörte unter anderem die sogenannte "soziale Mehrwertsteuer". Sie hätte eigentlich im Oktober eingeführt werden sollen, um Unternehmen von Sozialabgaben entlasten zu können.

Superreiche wollen auswandern

Die auf die Oppositionsbänke verbannte Sarkozy-Partei UMP, aber auch Unternehmensvertreter geben sich dementsprechend entsetzt. UMP-Fraktionsführer Christian Jacob warnte vor katastrophalen Folgen der Steuerpolitik. Frankreich werde bei der Wettbewerbsfähigkeit noch weiter hinter Deutschland, Italien und Spanien zurückfallen, sagte der konservative Parlamentarier. Bereits vor einigen Tagen hatten die Haupteigentümer des angeschlagenen Autokonzerns PSA Peugeot Citroen heftige Kritik an der Regierung geübt. Die Kommentare und Angriffe aus der Politik seien schockierend und unfair, sagte Aufsichtsratschef Thierry Peugeot.

Internationale Finanzberater berichten unterdessen bereits von einem wahren Ansturm auswanderungswilliger Superreicher, weil spätestens im kommenden auch der Spitzensteuersatz für Einkommensmillionäre auf 75 Prozent angehoben werden soll. "Sie fühlen sich verfolgt", kommentierte jüngst der Pariser Finanzrechtsexperte Jérôme Barré im "Figaro Magazine". Großbritanniens Premier David Cameron kündigte zur Verärgerung der französischen Regierung bereits an, er werde einen "roten Teppich" für französische Steuerflüchtlinge ausrollen.

Eines der wenigen großen Sarkozy-Projekte, an denen Hollande festgehalten hat, ist die Finanztransaktionssteuer. Sie wurde bei den Verhandlungen zum Nachtragshaushalt noch einmal verschärft und soll bereits an diesem Mittwoch in Kraft treten.

Bei der Mehrheit der Franzosen kommt das alles gut an. Zweieinhalb Monate nach dem Machtwechsel vertrauen 54 Prozent der Franzosen darauf, dass der neue Präsident die dringendsten Probleme des Landes löst. Nur Zahlen geben dafür bisher kaum Anlass. Die Arbeitslosigkeit stieg jüngst auf den höchsten Stand seit Ende der 1990er Jahre. Nach dem Standard der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) lag die Erwerbslosenquote zuletzt mit rund zehn Prozent fast doppelt so hoch wie in Deutschland. Das könnte Hollande auch in seinem Urlaub in der Sommerresidenz Fort de Brégancon am Mittelmeer beschäftigen.