"Ich wollte halt niemandem zur Last fallen", sagt Gertrud Meschar, daher die Idee mit der Stiftung. Frau Meschar ist neunzig Jahre alt, was man der rüstigen Dame nicht ansieht. Kampfbereit sitzt sie im Büro ihres Anwalts Alexander Hofmann und erzählt, wie ihre Ersparnisse in Höhe von einer Million Euro 2006 in eine Stiftung kamen und Martin Graf in deren Kontrolle.

Die Sache hat viel Staub aufgewirbelt, weil der Freiheitliche heute 3. Nationalratspräsident ist. Da wiegt der Vorwurf schwer, er habe seine Pflichten als Stiftungsvorstand versäumt, das Geld schlecht und/oder zum eigenen Vorteil angelegt.

Graf habe sie zufällig kennengelernt, erzählt Frau Meschar, und ihn gebeten, für ihr Vermögen eine Stiftung zu errichten. Die sollte ihr einen "angemessenen Lebensstandard" garantieren, und über ihren Tod hinaus Tierfreunde, Blinden- wie Rettungshunde unterstützen, nach ihrem Tod ihre Grabpflege zahlen. Die Augenheilkunde zu fördern war die Idee Grafs, sagt Frau Meschar. "Wahrscheinlich hat er dort einen Freund."

Warum sie drei FPÖ-Politikern ihren Besitz anvertraut habe? "Ich hab immer geglaubt, die sind anständiger als die andern", sagt sie.

Erste Zweifel kamen ihr schon bald. Im ersten Stiftungsbericht waren 4000 Euro für "Fachliteratur und Zeitungen" verbucht. Auf ihre Frage hin wurde der Posten umbenannt.

Zum Bruch kam es 2008, als Graf eine Immobilie im teuren Döbling anschaffte, dazu Teile des Vermögens veräußerte und noch 200.000 Euro Kredit aufnahm. Im Haus ist das Gasthaus seines Bruders eingemietet. Mahnschreiben belegen, dass der oft mehrere Monate nicht zahlte. Der brüderliche Stiftungsvorstand forderte zwar die fehlende Summe ein, aber keine Zinsen, klagt Frau Meschar.

Vergleichsversuche sind bisher gescheitert, schildert Anwalt Hofmann. Man habe seiner Mandantin den Abgang der beiden anderen Vorstände angeboten, Graf selbst aber hätte bleiben wollen. "Das ist nicht akzeptabel", sagt Hofmann: "Wenn das Vertrauen entzogen wird, liegt es nahe, zurückzutreten." Nun müsse man eben auf die Entscheidung des Gerichts warten.

Indessen hat die Stiftung einen neuen Prüfer. Der alte war zugleich der Steuerberater gewesen. Aber das erstaunt dann auch nicht mehr sehr.