Es ist ein ungewohntes Bild: Dort wo es sonst von Besucher nur so wimmelt, herrscht gähnende Leere. Einzig die 7.844 Tiere und ihre Pfleger füllen den Tiergarten Schönbrunn jetzt mit Leben. Vor allem den Orang-Utans und den Papageien fällt auf, dass niemand mehr kommt, den sie von ihren Gehegen aus beobachten können. Die wenigen Menschen die noch da sind, werden dafür umso genauer begutachtet: „Wenn unsere Zoologen jetzt durch den Tiergarten gehen, merken sie, dass die Tiere sie extrem aufmerksam wahrnehmen. Die Tiger oder Wölfe beispielsweise folgen einem mit den Augen und beobachten einen genau,“ erzählt eine Zoo-Mitarbeiterin.

Virtuelle Begegnungen & Minimalbetrieb

Abgesehen davon verhalten sich die Tiere aber wie immer. Während sie kaum etwas mitbekommen, wollen Fans den Tieren auch jetzt möglichst nahe sein. Zumindest virtuell können sie das mit der Aktion „Von Tier zu dir“ auch. Wer über die Homepage oder auf Sozialen Medien schreibt, welches Tier besonders vermisst wird, bekommt Fotos und Videos vom entsprechenden Tier nachhause geschickt. Viele Tiergarten-Fans würden jetzt außerdem spenden oder Patenschaften übernehmen. Man spüre die Unterstützung.

Vor Ort sind gerade nur all jene Mitarbeiter, die für die Versorgung der Tiere und die Instandhaltung der Anlagen zuständig sind. 70 Prozent der 230 Mitarbeiter des Tiergartens sind seit 1. April in Kurzarbeit. Der Zoo Schönbrunn finanziert sich derzeit aus dem Ersparten der letzten Jahre, das eigentlich unter anderem für den Bau des neuen Aquariums gedacht war. Die Stimmung sei aber trotz allem gut: „Wir sehen positiv in die Zukunft, nachdem in Deutschland erste Zoos wieder öffnen,“ heißt es aus dem Büro des Zoo-Direktors Stephan Hering-Hagenbeck. Sobald bekannt ist, wann der Tiergarten seine Tore tatsächlich wieder öffnen darf, steht auch fest, in welcher Form Jahreskarten-Besitzer eine Entschädigung bekommen. Man arbeite hier an einer Kulanzlösung.

Prekäre Lage & Bitte um Unterstützung

Auch einige Kilometer weiter, im Haus des Meeres in Mariahilf merken die Tiere nichts von der Krise. Die Tauchgänge finden statt und so kommt auch Meeresschildkröte „Puppy“ zu ihren Streicheleinheiten. Ähnlich wie den Orang-Utans in Schönbrunn fehlen auch hier vor allem den Äffchen im Tropenhaus die Besucher. Abgesehen davon ist die finanzielle Lage des Hauses aber wesentlich angespannter. Man hofft, dass ab Mitte Mai wieder Besucher ins Haus dürfen. Der neue Zubau hat viele Millionen gekostet und hätte ab März Stück für Stück eröffnet werden sollen.

„Als privates, gemeinnütziges Unternehmen ist dies eine enorme finanzielle Herausforderung. Wir haben bei Bund und Stadt um Unterstützung angefragt, bis dato haben wir aber noch keinen Cent erhalten. Ohne Hilfe wird es aber diesmal nicht gehen,“ sagt Geschäftsführer Hans Köppen. Umso mehr freut man sich auch hier über die Vielzahl an privaten Spenden. Über 50.000 Euro sind bereits für Patenschaften eingetrudelt. Damit sind zumindest die Tierpflege sowie Energie- und Futterkosten fürs Erste gesichert. Und auch für Jahreskarten-Besitzer hat man bereits eine Lösung gefunden. Sie werden einfach um den Zeitraum der Schließung verlängert.