Es ist eine Zahl, die es in sich hat: 60.000 Bewerbungen registriert McDonald’s. Jährlich – und nur in Österreich. Dieses Faktum, entstanden auch durch eine hohe Fluktuation bei den Mitarbeitern, hat das Unternehmen jetzt zu einer außergewöhnlichen Maßnahme bewegt: Man weicht sukzessive vom etablierten Bewerbungsprozess ab und setzt verstärkt auf den Einsatz von Software und künstlicher Intelligenz.

Anstelle des klassischen Lebenslaufs will McDonald’s in Österreich von Jobsuchenden in einem ersten Schritt häufig Antworten auf konkrete Fragen à la „Bist du zeitlich flexibel?“ oder „Wann hast du Zeit für uns?“ – gestellt und interpretiert von einem automatisiert arbeitenden digitalen Assistenten. Die Software soll den Bewerbungsprozess objektivieren, ihn für Suchende schneller machen und dem Unternehmen helfen, Ressourcen zu sparen.

Sterische Softwareschmiede liefert zu

Hinter der Technologie steckt mit Leftshift One ein Unternehmen aus der Steiermark, das für den Bewerbungsassistenten jüngst auch den österreichischen „HR-Award 2019“ bekam. Der Assistent selbst greift auf künstliche Intelligenz zurück, etwa um eingegebene Antworten besser zu verstehen und zuordnen zu können.

„Auf Basis unserer Software-Plattform GAIA können wir digitale Assistenten für Unternehmen realisieren, die auf künstliche Intelligenz zurückgreifen“, betont Leftshift One-CEO Patrick Ratheiser. Texte werden so interpretiert, aus Sprache Text gestaltet, Bilder verarbeitet oder gar Emotionen aus Daten und Medien herausgefiltert. „Im Fall von McDonald’s ist etwa Textverständnis die Basis für den implementierten Assistenten“, erklärt Leftshift One-CTO Christian Weber

„Finale Entscheidung beim Menschen“

Gleichzeitig – so verspricht es McDonald’s-Managerin Yvonne Sekulin wohl auch, um Kritikern vorzubeugen – soll die in der Software zum Einsatz kommende künstliche Intelligenz als „reiner Unterstützer“ agieren. Sekulin betont: „Die finale Entscheidung obliegt immer dem Menschen.“

Arbeiterkammer-Experte Wolfgang Nigitz sieht für Arbeitnehmer zunächst kein Problem mit derartigen automatisierten Auswahlverfahren, betont aber auf Nachfrage, dass man aufgrund der Neuheit noch kaum Erfahrungen damit habe.