ServusTV-Intendant Ferdinand Wegscheider, die deutsche Politikwissenschaftlerin Ulrike Guerot und der deutsche Finanzwissenschaftler Stefan Homburg sind die Finalisten für den Skeptikerpreis "Goldenes Brett vorm Kopf". Sie wurden aus Hunderten Nominierungen von einer Jury für den "Negativpreis für den größten wissenschaftlichen Unfug des Jahres" nominiert, teilten die Organisatoren am Mittwoch mit. Vergeben wird die Auszeichnung am 5. Oktober in Wien.

"Die Shortlist zeigt deutlich, dass ein fragwürdiger Umgang mit Fakten oder ein bedenklicher Hang zur Verschwörungstheorie nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun haben muss", heißt es in einer Aussendung der Wiener Skeptiker (Gesellschaft für kritisches Denken, GkD), die den Preis im Namen der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) vergeben. Die Nominierten seien gebildete Menschen, die "im Lauf der Zeit aber bedauerlicherweise immer mehr in die Nähe von Fake News und Verschwörungstheorien gerieten und somit auch zu Stars der antiwissenschaftlichen Querdenkerszene wurden".

"Antiwissenschaftliches Weltbild"

Bei Ulrike Guerot orten die Skeptiker "ein verschwörungstheoretisch-antiwissenschaftliches Weltbild": Daten würden selektiv ausgewählt, Statistiken falsch dargestellt und trotz klarer Widerlegung eine Korrektur ausbleiben. Manchmal würden ihre Slogans auch bedrohlich klingen, etwa, wenn man sich um Leute wie Anthony Fauci und Bill Gates "kümmern" und "die dunklen Gestalten von Pfizer und Co." "nicht entkommen" lassen solle. "Guerot propagiert damit das Narrativ der großen Corona-Verschwörung, obwohl gerade sie als Politologin es besser wissen müsste", so die Skeptiker. Die Universität Bonn, wo Guerot eine Professur für Europapolitik innehatte, hat ihr Anfang des Jahres wegen eines Plagiatsvorwurfs – noch nicht rechtskräftig – gekündigt.

"Star der Querdenkerszene"

Stefan Homburg sei während der Pandemie "mit seinen alternativen Dateninterpretationen zu einem Star der antiwissenschaftlichen Querdenkerszene" geworden, begründen die Skeptiker die Nominierung für den Negativpreis. Als Beispiele nennen sie seine Aussagen, wonach es gar keine Pandemie gebe, das sei bloß "kollektiver Wahn"; und "Long Covid" sei bloß ein Marketingbegriff. Auch Aids bezeichnete er als "Fake", mit dem man einen "Milliardenmarkt" geschaffen habe. Nachdem Homburg die Coronamaßnahmen in Deutschland mit den Ereignissen unter der Nazidiktatur im Jahr 1933 verglichen hatte, distanzierten sich Senat, Präsidium und Hochschulrat der Leibniz Universität Hannover von dem Professor, der 2021 in den vorzeitigen Ruhestand trat.

"Freibrief für Fake News"

Speziell die Sendung "Der Wegscheider" des ServusTV-Intendanten hat es den Skeptikern angetan: Dort sei von "Genspritzen" für die Coronaimpfstoffe, von der "Impflobby" und vom Entwurmungsmittel Ivermectin als sinnvolle Behandlung von Covid-19 die Rede gewesen. Dass der Kritik an der Sendung mit dem Hinweis begegnet werde, es handle sich bloß um "Satire", sehen die Skeptiker als "problematische Ausrede": "Verschwörungstheorien werden weder humorvoll noch ironisch, bloß, weil man sie mit dem Begriff Satire versieht. Die Argumentation impliziert somit einen Freibrief für jede Art von Fake News, solange sie durch das Etikett der Satire gegen berechtigte Kritik immunisiert wird." Wegscheider hat sich erst jüngst aus persönlichen Gründen eine Auszeit genommen.

Das "Goldene Brett vorm Kopf" wird bei einer Veranstaltung am 5. Oktober im Wiener Stadtsaal verliehen. Zusätzlich werden das "Goldene Brett fürs Lebenswerk" sowie ein Publikumspreis vergeben.