Der Galtürer Bergretter Patrick Schöpf war mit seiner Frau Marlies mit den Mountainbikes unterwegs, als die beiden Zeugen eines dramatischen Bergsturzes wurden. Gegenüber dem ORF Tirol erinnert sich Schöpf: "Meine Frau sagte zu mir: 'Schau, da drin kommt noch eine Lawine. Dann sagte ich: 'Das ist keine Lawine, da kommt das halbe Fluchthorn daher.'" Laut Schätzung des erfahrenen Bergretters dürfte rund eine Million Kubikmeter Gestein abgebrochen sein. Schöpf hat den großen Bergsturz auf Video festgehalten.

Der Felssturz ereignete sich am Sonntagnachmittag in der Silvrettagruppe im Gemeindegebiet von Galtür im Tiroler Bezirk Landeck. Im Bereich der Nordwestflanke des südlichen Fluchthorns donnerten die Gesteinsmassen in Richtung Jamtalhütte, wie das Video zeigt. Die Länge der tonnenschweren "Lawine" aus Geröll betrug über zwei Kilometer, teilte die Polizei mit. Personen kamen nicht zu Schaden, berichtete die Exekutive. Der Polizeihubschrauber Libelle hatte zuvor den betroffenen Bereich abgeflogen.

Christian Walter, Obmann der Galtürer Bergrettung, spricht gegenüber der "Tiroler Tageszeitung" von einem "enormen Ereignis". Walter: "Es gibt keinen Südgipfel mehr. Der ist weg. Auch das Gipfelkreuz." Laut Bergretter Schöpf könnte der schwindende Permafrost die Ursache für den Bergsturz sein: Aufgrund der frühsommerlichen Temperaturen dürfte der Tauprozess begonnen haben, der Berg dadurch an Stabilität verloren haben.

Auch der Leiter der Landesgeologie, Thomas Fiegl, ordnete den Felssturz im Gespräch mit der APA als "eines der größeren Ereignisse in den vergangenen Jahren" ein. Es sei schwer zu sagen, wie häufig so etwas künftig geschehen werde. Klar sei aber, wenn der Permafrost als "Kleber, der die Berge zusammenhält sich langsam verabschiedet, können derartige Ereignisse passieren". Die Gefahr dafür bestehe ab einer Seehöhe von 2.500 Meter, also "weit weg vom besiedelten Gebiet".

Berg nun 100 Meter niedriger

Ursprünglich war das Fluchthorn 3398 Meter hoch. Nach einem Flug mit dem Polizeihubschrauber Libelle schätzt Schöpf, dass es nun um rund 100 Meter niedriger ist, sagt er gegenüber ORF Tirol.

Auch die Folgen des massiven Felssturzes wurden auf Video festgehalten: Hier sieht man die Mure, die sich über die Hänge ergoss und lange nicht zum Stillstand kam.