In zentraler Lage zwischen Stephansdom und Schwedenplatz wurde heute die interaktive Dauerausstellung "Erlebnis Europa" im Beisein von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Parlamentspräsidentin Roberta Metsola feierlich eröffnet.

Auf insgesamt drei Stockwerken können sich interessierte Bürgerinnen und Bürger hier künftig über die Funktionsweisen in der EU informieren – und dürfen dabei sogar selbst aktiv werden. Im Rahmen eines multimedialen Rollenspiels kann man nämlich selbst in die Rolle eines EU-Politikers oder einer EU-Politikerin schlüpfen und eigene Kompromisse aushandeln. 

"Erlebnis Europa": 2016 Berlin, 2023 Wien

"Mit der Ausstellung wollen wir die Menschen näher an die EU bringen", erklärt Frank Piplat, Büroleiter des Verbindungsbüros des Europäischen Parlaments in Wien. Man sei sich bewusst, dass viele Menschen der EU skeptisch gegenüberstünden. Mithilfe der Dauerausstellung wolle man die Menschen näher an die EU bringen und mit ihnen ins Gespräch kommen. Wienerinnen und Wiener seien ebenso eingeladen, die Ausstellung zu besuchen, wie Besucherinnen und Besucher aus den Bundesländern oder Reisende.

In anderen europäischen Städten gibt es die "Erlebnis Europa"-Ausstellung bereits, so zum Beispiel in Berlin. Die deutsche Hauptstadt hatte man als "Pilotprojekt" auserkoren, hier eröffnete die Ausstellung bereits 2016. Nun kommt also auch Wien dazu. 2023 ebenfalls eröffnet werden Ausstellungen in Warschau, Prag, Dublin und Luxemburg.

Multimediaausstellung auf drei Etagen

Im Erdgeschoss der Wiener "Erlebnis Europa"-Ausstellung liegt der Fokus darauf, den Besucherinnen und Besuchern einen Überblick über das Zusammenspiel der EU-Institutionen zu vermitteln. Dafür gibt es verschiedene Multimediastationen, bei denen man sich über die aktuelle Agenda der EU erkundigen und Informationen über Mitgliedsstaaten sowie EU-Politiker abrufen kann. An einer anderen Station kommen Menschen aus verschiedenen Mitgliedsländern in Videos zu Wort und erzählen von ihrem Alltag in der Europäischen Union. An einer Fotowall kann man sich zudem ablichten und sein Foto in einer anderen europäischen Ausstellung anzeigen lassen.

Einer der Räume für das Rollenspiel im ersten Stock: Hier können sich die "Abgeordneten" informieren und werden u. a. von "Lobbyisten" kontaktiert
Einer der Räume für das Rollenspiel im ersten Stock: Hier können sich die "Abgeordneten" informieren und werden u. a. von "Lobbyisten" kontaktiert © Herrmann

Im ersten Stock geht es dann weiter zum Rollenspiel. Hier kann man in der Rolle von Abgeordneten das Gesetzgebungsverfahren im Schnelldurchlauf (etwa zwei Stunden) durchspielen. Zur Auswahl stehen die Themen "Mikrochips im Körper" oder "Wassersolidarität", zu denen die Spielenden Reden halten und debattieren. Im Rollenspiel vorgesehen sind auch Kontakte zu Lobbyisten, die versuchen, die Gesetzgebung zu beeinflussen, sowie eine Pressekonferenz. Im Untergeschoss wartet abschließend noch ein 360-Grad-Kino auf die Besucherinnen und Besucher. Das "Erlebnis Europa" weist insgesamt eine Ausstellungsfläche von rund 700 Quadratmetern auf.

Ambitioniertes Ziel: 120.000 Besucher im ersten Jahr

In den zuvor als Geschäftslokal genutzten Räumlichkeiten sind laut Büroleiter Piplat "erhebliche Umbaumaßnahmen" notwendig gewesen. Die Kosten für die Ausstellung inklusive technischer Ausstattung belaufen sich insgesamt auf rund 4,6 Millionen Euro. Finanziert wird die Dauerausstellung vom Europäischen Parlament, betrieben wird sie gemeinsam mit der EU-Kommission. Umgesetzt wurde das Konzept vom Stuttgarter Architekturbüro Brückner, das auch schon andere "Erlebnis Europa"-Ausstellungen in anderen Städten betreut hat. 

Im ersten Jahr wolle man 120.000 Besucher in die Ausstellung locken, etwa 300 pro Tag, so Piplat. Das sei zwar ambitioniert, aber machbar: "Gemessen an der Lage und dem, was wir hier zu bieten haben, können wir das erreichen", zeigt der Leiter des Wiener Verbindungsbüros sich zuversichtlich.