Über fünf Kilometer Länge, 20 Minuten Fahrtzeit und 115 Zehnergondeln: Das sind die Eckdaten der Seilbahn, die bald im Norden von Wien über die Donau und bis auf den anliegenden Kahlenberg führen könnte, wenn es nach dem Initiator des Projekts, Hannes Dejaco, geht. Er ist Geschäftsführer der „Genial Tourismus- und Projektentwicklung GmbH“. Das Unternehmen betreibt auf dem Wiener Hausberg die „Erlebniswelt Kahlenberg“ mit einem Seilkletterpark und einer Bogenschützenanlage.

Anbindung ist nicht zeitgemäß

Der Verkehr auf den Berg gestaltet sich nicht immer einfach, viele reisen mit dem Auto an und „parken die Umgebung kilometerweit zu“, berichtet Dejaco. Die fehlende öffentliche Anbindung sei ökologisch nicht zeitgemäß. Freilich würde sich das Vorhaben für das Unternehmen auch wirtschaftlich lohnen: 1800 Personen pro Stunde sollen die 115 Gondeln befördern können – 1800 potenzielle Besucher der Erlebniswelt. Die 70 Millionen Euro Projektkosten will Dejaco mithilfe privater Investoren stemmen.

Der erste Vorschlag für eine Kahlenberg-Seilbahn wurde schon 2013 diskutiert: Die Wirtschaftskammer Wien wollte zwischen der U6-Station „Neue Donau“ und dem Kahlenberg Gondeln fahren lassen. Dejacos aktueller Plan ist umfassender: Vier Stationen soll es geben, die erste an der U4-Station Heiligenstadt, weiter soll die Bahn zur Donauinsel führen, dann entlang der Donau nach Strebersdorf und von dort auf den Kahlenberg. 23 Stützen würden benötigt, in bis zu 55 Metern Höhe sollen die Gondeln über Stadt und Fluss schweben.

"Ökologisches Vorzeigeprojekt"

Die Idee kam Hannes Dejaco auf einer Australien-Reise: In der Küstenstadt Cairns habe er ein „ökologisches Vorzeigeprojekt gesehen“, eine Seilbahn, die über den Baumwipfeln des tropischen Regenwaldes schwebt. Seit zehn Jahren treibt er die Idee nun voran, 2016 suchte die „Genial“-GmbH um eine Konzession an. Nach einem negativen Bescheid des Verkehrsministeriums 2020 legte das Unternehmen Beschwerde ein. Im März 2022 erteilte das Bundesverwaltungsgericht die Konzession für 50 Jahre.

Innerhalb von zehn Monaten könnte die Seilbahn gebaut werden, aber: „Jetzt ist die Zustimmung der Stadtregierung entscheidend, wir wollen den Verfahren nicht vorgreifen.“ Das Klimaschutzministerium muss prüfen, ob das Projekt baurechtlich allen Auflagen entspricht, der Antrag soll noch im Sommer eingebracht werden. Außerdem braucht es ein naturschutzrechtliches Verfahren. Damit dieser Prozess starten kann, muss aber die Stadt ihr Einverständnis geben – eine politische Entscheidung. Die SPÖ gibt sich eher zögerlich, Juniorpartner Neos gesprächsbereit.