Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) hat am Mittwoch Bilanz über die Einsätze des Bundesheeres gezogen. Aktuell stellen die österreichischen Streitkräfte 1226 Soldatinnen und Soldaten für sicherheitspolizeiliche Assistenzeinsätze im Inland zur Verfügung. 788 Bundesheer-Angehörige, darunter 27 Frauen, sind in dreizehn Auslandseinsätzen engagiert. Immer schwieriger werde es aber, Kräfte für Einsätze im Ausland zu rekrutieren.

Das liege vor allem daran, dass die Inlandseinsätze derzeit einiges an Kapazitäten binden, erklärte Generalmajor Gerhard Christiner. "Ich möchte nicht unverhehlt lassen, dass, wenn sich das in die Länge zieht, auch negativ auf die Organisation auswirkt. Eines der größten Themen bei uns in den Landstreitkräften ist der Fähigkeitsverlust, weil wir all diese Soldaten der Ausbildung entziehen müssen", erklärte der steirische Offizier.

Die Hälfte Milizsoldaten

50 Prozent der Assistenzsoldaten kommen aus der Miliz. Da sei aber auch jener Personenkreis, aus dem Soldatinnen und Soldaten traditionell für Auslandseinsätze gewonnen werden können, sagte Christiner. Derzeit liefen Gespräche mit dem Innenministerium, was die Reduzierung der Stärke beim sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz anbelangt. Dieser könnte dann im zweiten Quartal realisiert werden.

Auslandseinsätze seien eine "Erfolgsgeschichte" des Bundesheeres, so Christiner. Seit 1960 haben mehr als 100.000 österreichische Soldaten und zivile Helfer an über 100 internationalen friedensunterstützenden und humanitären Missionen teilgenommen. Generell liege die Zahl der Soldaten in Auslandseinsätzen zwischen 800 bis 1000. Auch hier stelle die Miliz einen nicht unwesentlichen Anteil (27 Prozent derzeit).

Zudem wurden am Mittwoch Ergebnisse einer Erhebung zum sozialen Lagebild präsentiert. Das Verteidigungsministerium führt jährlich Befragungen zur Beschreibung des personellen und sozialen Zustands im Bundesheer durch, um eine Entscheidungsgrundlage zu bekommen, erklärte Tanner. Im Vorjahr wurden 4500 Grundwehrdiener, 3900 Milizsoldaten und 1200 Bedienstete (Berufssoldaten und Zivilbedienstete) befragt.

Zufrieden mit der Ausbildung

Wie Heerespsychologe Wolfgang Prinz ausführte, sei die Zufriedenheit mit der Ausbildung im vergangenen Jahr hoch bis sehr hoch gewesen. Auch das Verhältnis zu den direkten Vorgesetzten sei von den Befragten insgesamt als sehr positiv beschrieben worden. 80 Prozent der Grundwehrdiener und 90 Prozent der Milizangehörigen bezeichneten ihr Verhältnis zu den direkten Vorgesetzten als gut.

Optimierungsbedarf gebe es jedoch bei den Grundwehrdienern im Zusammenhang mit den Auswirkungen von Teuerung und Inflation und bei den Berufssoldatinnen und -soldaten, was die Anforderungen der vergangenen Jahre anbelangt. Das Bundesheer sei durch die multiplen Krisen wie Coronapandemie, Terroranschlag und illegale Migration in den vergangenen Jahren besonders gefordert gewesen, erinnerte Tanner.

Panzer werden modernisiert

Die Ulan werden in Österreich modernisiert
Die Ulan werden in Österreich modernisiert © Bundesheer/Alesander LANGEGGER

Neuigkeiten gibt es in Sachen Modernisierung der Panzerflotte. Die ersten beiden Schützenpanzer Ulan wurden Anfang März an die Firma General Dynamics European Land Systems Steyr GmbH (GDELS) übergeben.  „Mit einem Investitionsvolumen von 560 Millionen Euro werden bis zum Jahr 2029 insgesamt 170 gepanzerte Fahrzeuge modernisiert sein. Mit dem Schützenpanzer Ulan haben wir ein rein österreichisches Produkt, das gemeinsam mit dem Kampfpanzer Leopard Träger des Gefechts der mechanisierten Brigade ist", erklärte Verteidigungsministerin Tanner in einer Aussendung.