Viele wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen, wenn sie jetzt im Winter am Schlaflager einer obdachlosen Person vorbeikommen, dabei kann man rasch und vor allem unkompliziert helfen. Einfach wegschauen? Das ist keine Option, denn der Winter kann für obdachlose Menschen lebensgefährlich sein. 

Wie man obdachlosen Menschen im Winter helfen kann

  • Hilfe anbieten: Besonders wenn es nachts bitterlich kalt ist, sollte man ein sehr wachsames Auge haben. Falls die Person nicht ansprechbar ist oder unterkühlt wirkt, sollte man schnellstmöglich den Notruf (144) wählen. Wäre ein Schlafsack oder eine Notunterkunft hilfreich? Dann sollte man die Notfall- und Kältetelefonnummern wählen (siehe unten).
  • Ein "Nein" akzeptieren: Es gibt obdachlose Personen, die aus verschiedenen Gründen Hilfe ablehnen und auch nicht in Notschlafstellen unterkommen möchten. Das ist zu respektieren. In diesem Fall kann man trotzdem beim Kältetelefon anrufen: Die Person wird dann – wenn sie das möchte – mit Schlafsack, Decke, Jacke und Heißgetränken versorgt.
  • Das Gespräch suchen: Auch wenn man damit rechnen muss, abgewiesen zu werden, freuen sich viele obdachlose Menschen über ein Gespräch. Neben der täglichen Einsamkeit ist das Gefühl, unsichtbar und somit kein Teil der Gesellschaft mehr zu sein, zermürbend.

Spenden für obdachlose Menschen

In vielen Städten gibt es sogenannte "Gabenzäune". An diese kann man Sackerl hängen, in die man Spenden für hilfsbedürftige Menschen gibt (zum Beispiel Handschuhe, warmen Socken und Unterwäsche). Dringend gebraucht werden auch Hygienebeutel mit Produkten des täglichen Bedarfs (zum Beispiel Zahnpasta und Zahnbürste, Deoroller, etc.) sowie Schlafsäcke und warmes Gewand.

Man kann auch bei betroffenen Personen direkt oder bei Hilfsorganisationen wie den Vinziwerken oder der Caritas nachfragen, was gerade dringend gebraucht wird und die Spenden gleich dorthin bringen.

  • Sinnvoll spenden: Hier gilt die Faustregel 'Nur das weitergeben, was man selbst auch annehmen würde'. Das gilt für den Zustand des Essens, der Kleidung oder des Schlafsacks. Bei Nahrungsmitteln empfehlen sich haltbare Lebensmittel, die nicht zubereitet werden müssen. Im Zweifel einfach nachfragen, denn jeder Mensch hat andere Bedürfnisse.
  • Nicht verurteilen: "Ich geb' kein Geld, das geben die doch eh nur für Alkohol oder Drogen aus." Solche Sprüche hört man von vorbeigehenden Passantinnen und Passanten immer wieder. Dabei sind obdachlose Menschen auf Solidarität angewiesen. Was die Person mit dem Geld macht, bleibt ihr selbst überlassen. Was man selbst darüber denkt, sollte nicht dazu führen, aus Prinzip nicht zu helfen.

Dass obdachlose Menschen oft vorverurteilt werden, hat auch Martin (39) erfahren müssen. Er hat sechs Jahre lang auf der Straße gelebt und wünscht sich mehr Empathie: 

Das ganze Interview mit Martin kann man sich auch in der aktuellen "Was geht?"-Folge zum Thema Obdachlosigkeit anschauen.

Video: Obdachlosigkeit - Wie es ist, auf der Straße zu leben