Knapp die Hälfte des österreichischen Bundesgebiets ist mit Wald bedeckt, fast 1,2 Milliarden Festmeter Holz stehen dort in Summe. Doch die klimabedingten Veränderungen setzen den Wäldern zu, machen sie anfällig für Käferbefall, Austrocknung und Windwurf. Bei den Gegenmaßnahmen weist Österreich beträchtliche Defizite auf, wie der Bundesrechnungshof attestiert.

Die Prüfer haben für den aktuellen Bericht "Wald im Klimawandel: Strategien und Maßnahmen" die Situation der heimischen Forste in den Jahren 2015 bis 2020 unter die Lupe genommen. Eines der Ergebnisse: Der Anteil von überalterten, instabilen Wäldern sei zu hoch, auch die Durchmischung mit widerstandsfähigeren Baumarten lasse zu wünschen übrig. Der Rechnungshof verweist etwa darauf, dass bereits in der Waldinventur 2007 - 2009 festgestellt worden sei, dass bei rund 2,7 der insgesamt 4 Millionen Hektar Wald Verjüngungsbedarf bestehe. Bei rund 1,6 Millionen Hektar sei diesbezüglich aber nichts geschehen, kritisieren die Prüfer und orten "ein Spannungsfeld zwischen den Interessen des Klimaschutzes und jenen der Waldeigentümer im Hinblick auf eine wirtschaftliche Nutzung". Gemeint sind damit vor allem Fichtenbestände, die aus Ertragsgründen nach wie vor weitverbreitet, aber nicht standortgerecht sind.

Explodierende Schadholzmengen

Welche Folgen das haben kann, lässt sich laut dem Bericht am Jahr 2020 ablesen. 80 Prozent der gesamten Holzernte der Bundesforste, die 15 Prozent der österreichischen Waldflächen bewirtschaften, waren damals Schadholz durch Stürme, Schneebruch oder den Borkenkäfer. Mindererlöse und Mehrkosten summierten sich auf 48 Millionen Euro.

Sorgen bereitet den Prüfern auch der Zustand der Schutzwälder, also jener Waldstriche, die vor Murenabgängen, Lawinen und anderen Naturgefahren schützen. Mehr als ein Drittel aller Schutzwaldflächen sind demnach stark überaltert oder bereits in der Zerfallsphase. Das Problem dabei: Ist der Wald einmal weg, ist die Wiederherstellung des Schutzes enorm teuer. "Dem Investment von 1000 Euro in die Erhaltung eines Schutzwaldes stehen 146.000 Euro gegenüber, die notwendig wären, um einen zerfallenen Schutzwald wieder aufzubauen", heißt es seitens des Rechnungshofs.

Weiterer Kritikpunkt: In weiten Teilen Österreichs seien überhöhte Wildbestände und eine Verschlechterung der Wildschadenssituation dokumentiert worden. "Dennoch wurden kaum Maßnahmen gesetzt, um die Wildschadenssituation zu verbessern", ist im 110 Seiten starken Bericht zu lesen.

Geld nicht zielgerichtet eingesetzt

Die Prüfer empfehlen neben einem "ökologisch verträglichen Wildmanagement", Förderanreize zu schaffen, um die Widerstandsfähigkeit der Wälder durch eine bessere Alters- und Baumartendurchmischung zu erhöhen. Bisher sind die Mittel nicht unbedingt zielgerichtet eingesetzt worden. So hat Österreich von den im EU-Programm für ländliche Entwicklung (2014 - 2020) im Forstbereich vorgesehenen knapp 207 Millionen Euro weniger als die Hälfte in klimarelevante Maßnahmen fließen lassen. Gleichzeitig, so kritisiert der Rechnungshof, seien mehr als die Hälfte der Schutzwald-bezogenen Mittel in Forststraßen gesteckt worden, statt die Ökosysteme der Schutzwälder zu stärken. Eine ähnliche Tendenz zeigt sich demnach beim 350 Millionen Euro schweren Waldfonds: Weniger als die Hälfte des Geldes kam tatsächlich auf Waldflächen zum Einsatz, kritisieren die Prüfer.