Dass die Sanierung des Parlamentsgebäudes in die Zielgerade geht, wird am deutlichsten, wenn man davor steht. Seit wenigen Tagen ist die Sichtschutzplane am Baustellenzaun nach etwa fünf Jahren der Blickdichte abmontiert. Im Inneren wird noch intensiv gearbeitet, aber hinter der ikonischen Rampe strahlt die alte Fassade, als wäre sie nagelneu. Am 12. Jänner wird das Parlament wiedereröffnet, dann finden auch die Plenarsitzungen wieder in der Heimstätte des Nationalrates auf der Wiener Ringstraße statt. Unter einer neu gebauten Glaskuppel.

Vom Dach zur Prägung

Für das alte Kupferdach, das mit dem Umbau ausgedient hat, wurde auf der gegenüberliegenden Seite des Rings eine Verwendung gefunden. Die Münze Österreich mit ihrem Hauptquartier hinter dem Stadtpark am Heumarkt hat es kurzerhand zerkleinert, eingeschmolzen und Münzen daraus gefertigt. Fünf Euro sind die Münzen wert, 200.000 Stück wurden aufgelegt. Sie trägt den passenden Namen "Demokratie".

Freilich soll sich der Name und der Hintergrund der Münze auch im Design widerspiegeln. Stellvertretend für die neun Bundesländer ist sie neuneckig, ein Bild des Parlamentsgebäudes, drei Köpfe, die das Volk repräsentieren sollen und zum Drüberstreuen der erste Artikel der Bundesverfassung: "Österreich ist eine demokratische Republik. Ihr Recht geht vom Volk aus."

Durch das neue Glasdach werde die Transparenz des Parlaments erlebbar, sagt Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, "und durch die Münze für alle Bürgerinnen und Bürger greifbar." "Ein Stück Demokratie" nennt auch Bundesratspräsidentin Korinna Schumann das Sammlerstück: "Sie steht sinnbildlich für unsere parlamentarischen Institutionen, die unsere Freiheit und Souveränität schützen und ein gutes Leben für alle ermöglichen."

Münze geht auf Tour

Bei der Münze Österreich freut man sich ebenso über die Zusammenarbeit mit dem Parlament: "Es war von Beginn an ein sehr spannendes und sinnstiftendes Projekt. Unsere Graveure haben wieder einmal ausgezeichnete Arbeit geleistet. Das Ergebnis ist eine im wahrsten und besten Sinne des Wortes geschichtsträchtige Münze", sagt Generaldirektor Gerhard Starsich. Zu erwerben gibt es die Münze im Online-Shop der Münze Österreich oder beim Verkaufsstand, der ab kommender Woche durch Österreich tourt (siehe Infokasten).

Zum größten Teil wird die "Demokratie" wohl über den virtuellen Ladentisch gehen. Hat sich doch der Umsatz des Online-Shops der Münze Österreich von 2019 auf 2020 verachtfacht. Die verstärkte Digitalstrategie des Unternehmens war dafür wohl weniger verantwortlich als die explodierende Nachfrage nach Gold. 2020 hat die Münze Österreich dreimal so viele Goldbarren verkauft als im Jahr davor.

Eine von 350 Millionen

350 Millionen Münzen produziert die Prägestätte jährlich, etwa zwei Drittel davon sind die sogenannten "Umlaufmünzen". Jene Münzen, die gemäß dem gesetzlichen Auftrag für die Nationalbank produziert werden und am Ende von Bregenz bis Eisenstadt in den Geldbörsen des Landes zu finden sind. Die "Demokratie" wird dort wahrscheinlich nicht landen. Zumindest nach dem Kauf kann die neue Münze mit der renovierten Fassade um die Wette strahlen.