"Ich glaube, mein Gerechtigkeitssinn war schon immer sehr ausgeprägt", sagt Maria Mayrhofer. Es gehe letztlich um die Zuversicht, wieder aufzustehen, nach Rückschlägen, nach Ungerechtigkeiten oder wenn man sich desillusioniert fühlt – dann brauche es die Kraft, die Menschen mitzunehmen, nicht alleine zu bleiben – mit ihrer Online-Plattform #aufstehn.

"Eine Gemeinschaft von über 365.000 Engagierten aus ganz Österreich. Zusammen setzen wir uns für ein positives Miteinander, soziale Gerechtigkeit, faires Wirtschaften und den Schutz unseres Planeten ein."

Man vernetzt sich online, schafft mit digitalen Technologien eine Gesinnungsgemeinschaft, nützt Mails, Appelle oder Kundgebungen, damit die Forderungen an die Öffentlichkeit getragen werden und bei der Politik ankommen. Damit die Menschen und die Anliegen, die ihnen wirklich am Herzen liegen, gehört werden.

"Es geht um die Zuversicht, wieder aufstehen zu können, egal, was passiert ist." Die Dynamik sei einfach zu erklären: "Wenn jemand eine Ungerechtigkeit findet, die er verbessern möchte, oder er fühlt sich zu schwach oder zu einsam, etwas verändern zu können: Dann geht es darum, das Alleinsein zu überbrücken und gemeinsam eine lautere Stimme zu finden. Das verschafft Gehör bei den Politikern und das sind die Momente, aus denen man Kraft schöpft."

Mit ihrer Arbeit wurde die #aufstehn-Gründerin als eine von 36 europäischen Führungspersönlichkeiten für das Obama Leaders Europe Programm 2022 ausgewählt, mit dem aufstrebende Führungskräfte in ihren Fähigkeiten, politische, gesellschaftliche und ökologische Veränderungen in ihren Heimatländern und in Europa gestärkt werden.

Eine der Initialzündungen, so erzählt Mayrhofer heute, war die Flüchtlingsbewegung 2015. "Da gab es einfach viel Kraft und Hoffnung von Menschen, die von Werten getrieben sind, die auch bereit sind, etwas zu tun. Das sind Momente, in denen Menschen bereit sind, aus ihrer Komfortzone rauszugehen. Wir wollten helfen, während die Politik zurückhaltend war, weil sie keine Wählerstimmen vergraulen wollte."

Mayrhofer erzählt, wie man ein Online-Tool gebaut hat, von wo aus jeder der eigenen Gemeinde einen Brief schreiben konnte, um Flüchtlingen zu helfen. In vielen Gemeinden sei es so zu Gesprächen gekommen, ob und wie man Flüchtlinge aufnimmt. Das habe das Klima zwischen den Menschen verändert.

"Angst ist ein gefährlicher Motivator, sie führt dazu, dass Menschen nicht aufstehen und Dinge nicht verändern."

Das Gefühl der Machtlosigkeit, das viele beim Krieg Russland gegen die Ukraine empfinden, ist für Mayrhofer Ansporn, stärker gegenzusteuern. Wieder setzt sie sich für die Flüchtlinge ein.

Und: "Ich bin in Kontakt mit Aktivisten in der Ukraine und in Russland, die sich alle für den Frieden einsetzen. Wir zeigen ihnen, dass sie nicht alleine dastehen, mit vielen Menschen in Russland, die nicht gewillt sind, Putins Aggressionen zu ertragen. Das ist wichtig und gibt Menschen sehr viel Kraft. Keine schnelle Lösung, aber eine Perspektive."

Für Mayrhofer ist es wichtig, "dass man aus der Komfortzone rausgeht. Selbst wenn die Ziele, die man erreichen will, weit weg erscheinen". Dranbleiben, auch im privaten Raum, mit Freunden und Verwandten diskutieren. Themen mit Leben, Werten und Haltung zu füllen.

"Wenn wir die Zukunft gestalten wollen, dann hilft uns keine Politik der Angst und des Zögerns, sondern dass wir zeigen, welche Werte wir sehen wollen und in konkrete Politik gießen."

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