Erst im vergangenen Dezember gab es einen neuerlichen Vorstoß zur Beseitigung der Diskriminierung von homo- und bisexuellen Männern sowie transsexuellen Personen bei der Blutspende. Neos-Abgeordneter Yannick Shetty verwies dabei nicht nur auf die Ergebnisse eines ExpertInnenhearings aus dem Jahr 2020 im Gesundheitsausschuss, sondern auch auf die anhaltende Blutkonservenknappheit.

Seit Pandemiebeginn hätten daher zahlreiche Länder wie etwa Großbritannien ihre Blutspenderegelungen gelockert und die Rückstellung von Männern, die Sex mit Männern haben, auf einen Zeitraum von drei oder vier Monaten reduziert. Der Neos-Antrag wurde mit den Stimmen von ÖVP und Grünen vertagt. Ebenso mit den Stimmen der Regierungsfraktionen wurde ein ähnlicher Antrag der SPÖ für eine diskriminierungsfreie Blutspende vertagt. 

Wer in Österreich Blut spenden will, wird nach sexuellem Risikoverhalten und gleichgeschlechtlichem sexuellen Kontakten gefragt. "Aus Gründen der Patient:innen-Sicherheit werden prinzipiell Personen von einer Blutspende ausgeschlossen, bei denen man davon ausgehen muss, dass das Blut zumindest statistisch gesehen mit einem höheren Risiko für die Übertragung von Infektionskrankheiten belastet ist. Jede Infektion kann für Patientinnen und Patienten, die eine Blutkonserve erhalten schwere gesundheitliche Folgen bedeuten", erklärt man beim Roten Kreuz. Transgender-Personen dürfen überhaupt nicht spenden.

Sogar Direkt-Spenden verboten

Das wollen nicht nur Politiker abschaffen, auch eine Initiative heimischer Unternehmer kämpft gegen diese Art der Diskriminierung an. Die Initiative wurde von der Raiffeisen Bank International AG (RBI) gestartet – nach dem Tod des Lebensgefährten eines Mitarbeiters. Dieser benötigte unter anderem Blutplasma-Infusionen mit Covid-19-Antikörpern – die nur eingeschränkt verfügbar sind. Der RBI-Mitarbeiter durfte aufgrund der bestehenden Richtlinien diese Spende nicht einmal direkt leisten, hieß es. Sein Lebensgefährte verstarb.

Ein neuerlicher Vorstoß kommt nun vom LGBTIQ-Sprecher der SPÖ, Mario Lindner. Dieser kritisiert im Standard, dass die von den Grünen-Ministern Rudi Anschober und Wolfgang Mückstein angekündigten Anpassungen noch immer nicht umgesetzt worden seien, obwohl der Anteil von HIV-Infektionen durch Mann-zu-Mann-Sex in Österreich seit 2018 stark sinke. Lindner beruft sich dabei auf die jüngste HIV-Kohortenstudie aus dem Jahr 2021. Darin sei die Infektionsrate durch Mann-zu-Mann-Sex nur noch knapp über jener durch Mann-zu-Frau-Sex gelegen. 

Beim Roten Kreuz hat man dennoch Bedenken, was eine Lockerung betrifft. Zu groß sei die Möglichkeit einer unentdeckten Weitergabe des HI-Virus. Denn trotz modernster Tests könnten Infektionskrankheiten bei manchen Erregern nicht im Blut nachgewiesen, aber bereits übertragen werden. Man werde eine Verkürzung der Sperrfrist nach homosexuellen Kontakten von zwölf auf vier Monate aber mittragen, erklärt man beim Roten Kreuz.