Es ist fix: Die neue Technische Universität (TU) in Oberösterreich wird in Linz gebaut. Neben der Landeshauptstadt hatten auch Wels, Steyr und Leonding Interesse gezeigt. Von einem der „bedeutendsten wissenschaftspolitischen Entwicklungsprojekte der letzten Jahre“, spricht Bildungsminister Martin Polaschek. Das sehen nicht alle so.

Schwerpunkt der neuen TU ist Digitalisierung und digitale Transformation. Basis wird ein dreisemestriges Bachelorstudium für alle Studierenden sein, in dem Grundlagen der Digitalisierung gelehrt werden. Aufbauend erfolgt die Spezialisierung in Digital Creativity, Digital Entrepreneurship, Digital Systems und Digital Engineering. Dazu kommen sieben Forschungsschwerpunkte. Die Arbeitssprache Englisch soll Studierende aus der ganzen Welt nach Oberösterreich locken. Angesiedelt wird die neue TU am Campus der bestehenden Johannes-Kepler-Universität. Entsprechend zufrieden zeigt sich deren Rektor Meinhard Lukas: „Damit gibt es beste Voraussetzungen, die Synergien optimal zu nutzen.“

Viel Kritik schon im Vorfeld

Aber nicht nur die Standortfrage war umstritten. Auch Zeitplan und generelle Sinnhaftigkeit einer weiteren Universität wurden kritisch kommentiert. „Im gültigen Universitätsentwicklungsplan findet sich kein einziger Hinweis auf eine eventuell in der österreichischen Universitätslandschaft bestehende Lücke, die nur durch eine Neugründung zu schließen wäre“, kritisierte die Konferenz der Senatsvorsitzenden der österreichischen Universitäten (SVK) in einer Stellungnahme im vergangenen Herbst. Auch Sabine Seidler, Präsidentin der Universitätskonferenz (Uniko), sah noch im Juli vergangenen Jahres „keinen Bedarf für eine neue Universität“ und vermutete politische Motive hinter dem Projekt. Pikant: Damals war Martin Polaschek als Rektor der Grazer Karl-Franzens-Universität Mitglied der Uniko. Und die Eckpunkte für die TU wurden kurz vor der oberösterreichischen Landtagswahl präsentiert.

Schwerpunkt der neuen TU ist Digitalisierung und digitale Transformation
Schwerpunkt der neuen TU ist Digitalisierung und digitale Transformation © JKU-Campus (Querkraft/bagienski)


Geplanter Studienstart soll laut Polaschek bereits im Herbst 2023 sein. Der vollständige Betrieb werde 2024/2025 gestartet. Bis 2030 soll die TU dann für bis zu 5000 Studierende ausgebaut werden. 20 bis 25 Millionen Euro pro Jahr wird der Bund bereitstellen.

Auch daran hatte die SVK harsche Kritik geübt. Der Zeitplan sei „unrealistisch bis weltfremd“, meinte SVK-Sprecher Gernot Kubin, Professor an der TU Graz. Studienpläne müssten noch heuer fertig werden, hoch qualifizierte Lehrende und Forscher nach Linz geholt werden. Aus SVK-Sicht wäre auch das Geld besser in den „breiten Ausbau der bestehenden Universitätsstandorte“ geflossen. Immerhin hat Österreich bereits 22 Universitäten, darunter drei Technische Universitäten: Wien, Graz und die Montanuniversität in Leoben.